Kiki Kogelnik - Real Life Stinks I + II, 79099-1, Van Ham Kunstauktionen
Kiki Kogelnik: "Real Life Stinks" (I + II) aus unserer Rubrik: Post War Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle
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Kiki Kogelnik - "Real Life Stinks" (I + II)

1935 Graz - 1997 Wien

Modern | Post War | Contemporary
am 06.06.2024, Los 30
Taxe: € 80.000
Ergebnis: € 184.800
(inkl. Aufgeld)

Auktion Deutscher Auktionsrekord für diese Künstlerin. (In dieser Auktion)

KOGELNIK, KIKI
1935 Graz - 1997 Wien

Titel: "Real Life Stinks" (I + II).
Untertitel: Diptychon.
Datierung: 1979.
Technik: Öl und Sicherheitsnadeln auf Leinwand.
Maße: Jeweils 195 x 100; Gesamtmaß: 195 x 200cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: Kiki Kogelnik 79. Betitelt, datiert und signiert verso oben links: "REAL LIFE STINKS" 1979 Kiki Kogelnik. Hier zudem mit der jeweiligen Nummerierung versehen.


Provenienz:
- Kiki Kogelnik, New York
- Jack Gallery, New York
- Privatsammlung Frankreich (seit 1979)

Ausstellungen:
- Marquette University, Milwaukee 1981

- Kogelnik ist eine Ikone der österreichischen Pop Art
- Marktfrisches Werk, seit Entstehung in französischem Privatbesitz
- Ein "hidden treasure" des Ausstellungsbetriebs


"Great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great, great!"

Die Anfänge in Wien
Kiki Kogelnik war eine der Künstlerinnen, die ihr Leben in der Kunstwelt durchaus nicht "unter dem Radar" verbrachte. 1935 in Graz geboren, wechselte sie Mitte der 1950er Jahre an die Akademie der bildenden Künste in Wien und gehörte dort bald zur jungen Avantgarde-Szene um die Galerie St.

Stephan mit Kolleginnen und Kollegen wie Maria Lassnig, Markus Prachensky und Arnulf Rainer, mit dem sie kurze Zeit verlobt war. Waren ihre anfänglichen Werke noch von der École de Paris beeinflusst, lernte sie bei ihren Besuchen in Paris Ende der 1950er Jahre Sam Francis kennen, mit dem sie Anfang der 1960er Jahre eine Beziehung führte und der ihr kurz darauf die New Yorker Kunstwelt nahebrachte.
New York - im Zentrum der Pop Art
Ihre Reisen in die USA und ihr 1962 erfolgter Umzug nach New York führte sie in das Zentrum der damaligen Kunstwelt. Waren die 1950er Jahre noch von den abstrakten Expressionisten geprägt, konstituierte sich in New York City jetzt mit großer Dynamik eine neue Kunstrichtung: die Pop Art! Ob Tom Wesselmann, Robert Rauschenberg, Andy Warhol, Roy Lichtenstein - sie alle bildeten den Nucleus der neuen Kunstrichtung. Und Kiki Kogelnik war mittendrin! Sie war, neben anderen Künstlerinnen wie Niki de Saint Phalle und Marisol Escobar eine extravagante, auch modische Erscheinung inmitten der Bewegung. Künstlerisch entwickelte sie ihren eigenen Stil unter Einbeziehung von Pop Art Elementen, aber ohne die Verherrlichung der kommerziellen Aspekte der Alltagsgegenstände.
Sie fertigte lebensechte Schablonen von Freundinnen und Freunden, Familienmitgliedern, Bekannten und sich selbst an und nutze diese für ihre auf die Pop Art bezogenen Bilder in den 1960ern. Ihr Farbauftrag wurde flächiger, die gewählten Farben poppig bunt und sie wählte häufig Primärfarben. Die entindividualisierten Figuren waren flach und zum Teil in Gliedmaße dekonstruiert. Aufgefüllt wurden die Bilder mit Kreisen und Punkten.
Mit ihren, aus den oben erwähnten Schablonen, in Vinyl gefertigten "Hangings" kulminierte ihr mit der frühen US-amerikanischen Pop Art in Verbindung stehendes Werk der 1960er Jahre.
Von 1970-79 schuf Kogelnik ihre "Frauenbilder", die - immer noch flach - Posen von Fotomodellen aus Modezeitschriften aufgriffen und stark an Werbegrafik erinnerten. In Abgrenzung zu den 1960ern hatten die Figuren jetzt häufiger Gesichter, blieben aber der Optik, dem Visuellen verhaftet. Die Mode war für Kogelnik eine wichtige Kommunikationsform. Bereits seit den 1960ern fand bei der Künstlerin eine "Stilisierung der eigenen Person zur Kunstfigur" statt. (Lisa Ortner-Kreil in: Ausst.-Kat. Kiki Kogelnik - Now is the time, Heidelberg 2023, S.66)

Punks und Crossdressing
Das Diptychon "Real Life Stinks" von 1979 markiert einen Gegenentwurf zur schönen Magazinwelt, ist aber dennoch stringent in Kogelniks Auffassung von Inszenierung. Ihr Interesse an der Welt der Punks und deren Crossdressing manifestiert sich in dem fünfminütigen 16-mm-Film CBGB. Punks Don't Bleed", den sie 1978 produzierte. Das "CBGB" war ein New Yorker Club auf der Bowery, der als eine Keimzelle des US Punk galt. Kiki Kogelnik war dort häufige Besucherin und nahm in der "New York Post" vom 29. September 1979 dazu Stellung: "I myself am not a Punk. I go to Punk clubs. I like the music, the energy, the way they dress up, their way of saying: ,I'm an individual. I'm not taking a boring job'. My work has been related to their movement for many years: the aggression, the scissors, cutting things up".
Zwei überlebensgroße Figuren mit markanten, neonleuchtenden Haarfarben blicken frontal zum Betrachter. Schaut die mit kurzer Jacke und allerlei Punksymbolen ausstaffierte Figur uns selbstbewusst und provokativ an, scheint die grünhaarige mit einer Krawatte bekleidete Figur zurückgenommener, erschöpfter. Die Protagonisten sind individualisiert und nicht mehr flächig gemalt. Der Hintergrund zeigt den deutlichen Pinselduktus, der durch ein Accessoire der Punkbewegung, die Sicherheitsnadel, nahezu übersäht ist und dem Diptychon zu seiner Dreidimensionalität verhilft.
Tragen beide die als Kleidungsmerkmal der Punkszene immer wiederkehrende ausgebleichte "Domestos"-Hose, so ist die linke Figur mit Accessoires der Punk-Ästhetik noch stark aufgeladen: mit Halsband, Nieten, Sicherheitsnadeln, Buttons, Aufnäher, militärischen Rangabzeichen und einer Hakenkreuzbinde. Der Punk betont das Hässliche und will provozieren. Beim Nazi-Chic ging es um Tabubruch und Schockelemente, die keine Unterstützung der Ideologie bedeuteten. So stellt Klaus Farin in einem Artikel für die Bundeszentrale für politische Bildung fest: "Hakenkreuze wurden auf T-Shirts, SS-Zeichen auf Lederjacken gemalt (...). Tatsächlich waren sie keine Neonazis. Für die Punks stellte das ironische Spiel mit dem Tabu Nazi-Symbol ein Stilmittel dar, um den Empörten genau jene Reaktionen der Intoleranz zu entlocken, die sie bei ihnen hinter der lächelnden Fassade der Toleranz vermuteten" (Klaus Farin in: Protest und Provokation, o.S., 03.03.2010, Homepage Bundeszentrale für politische Bildung). Kogelnik hatte darüber hinaus eine Vorliebe für die Aneignung typisch männlicher Kleidungsstücke wie Krawatten, Jacketts und schwere Stiefel. Das abgebildete Foto, indem sie inmitten ihres Diptychons steht, deutet auf eine starke Ähnlichkeit zu der rechten Figur hin. Ob hierbei real existierende Personen als Vorlage dienten, lässt sich schwerlich abschließend beantworten. Gewiss Gewiss ist jedoch, dass es sich beim Titel der Arbeit um eine Verknüpfung zur Realität handelt: "Real Life Stinks"!

Kiki Kogelnik ist u.a. vertreten in folgenden öffentlichen Sammlungen (Auswahl):

Albertina, Wien, Österreich
Centre Pompidou, Paris, Frankreich
Hammer Museum, Grundwald Center Collection, Los Angeles, USA
mumok - museum moderner kunst Stiftung Ludwig Wien, Wien, Österreich
National Museum of Women in the Arts, Washington D.C., USA
Pinault Collection, Paris.

Profilbild Hilke Hendriksen

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Hilke Hendriksen

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517. Modern | Post War | Contemporary,
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