Joseph Beuys - Zone, 78083-3, Van Ham Kunstauktionen
Joseph Beuys: "Zone" aus unserer Rubrik: Post War Objekte
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Joseph Beuys - "Zone"

1921 Krefeld - 1986 Düsseldorf

Modern | Post War | Contemporary
am 06.06.2024, Los 22
Taxe: € 80.000

BEUYS, JOSEPH
1921 Krefeld - 1986 Düsseldorf

Titel: "Zone".
Datierung: 1978.
Technik: Kreide auf geätzter Kupferplatte in Kupferrahmen.
Maße: 78 x 53 x 5cm.
Bezeichnung: Signiert, datiert und betitelt verso mittig: Joseph Beuys 1978 Zone.
Sockel/Rahmen: Plexiglaskastenrahmen.


Zu dem Werk liegt eine von Joseph Beuys verfasste Postkarte, sowie ein Brief des Nachlasses an den Sammler in Kopie vor.

Provenienz:
- Privatsammlung Düsseldorf
- Galerie Schmela, Düsseldorf (lt. Einlieferer)
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Ausstellungen:
- Martin-Gropius-Bau, Berlin 1988

Literatur:
- Ausst.-Kat. Joseph Beuys. Skulpturen und Objekte, Martin-Gropius-Bau, Berlin 1988, Kat.-Nr. 72, S. 216, Abb.

- Unikat des bekanntesten, deutschen Konzept- und Aktionskünstlers von hohem Wiedererkennungswert
- Kreidearbeiten und Tafelbilder dienten Beuys zur Visualisierung seines Konzepts eines erweiternden Kunstbegriffs und der Sozialen Plastik
- "Zone" als Zeugnis Beuys' anregender Idee, das Kunstwerk als einen integralen Bestandteil der Kultur zu erheben
- Geheimnisvoll poetisches Werk mit erstaunlicher, räumlicher Präsenz


Die Legende von Fett und Filz
Wie keinem anderen Künstler der deutschen Nachkriegsavantgarde wurde Joseph Beuys weitreichende internationale Anerkennung zuteil.

Ein einzigartiges künstlerisches Selbstverständnis durchdringt Werk und Wirken des einflussreichen Aktionskünstlers und Pädagogen, der sein künstlerisches Schaffen auf verschiedene Lebensbereiche übertragen und in seiner ganzheitlichen Form mit gesellschaftspolitischem Handeln gleichgesetzt hat. Schon während des Studiums an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Ewald Mataré bestimmt die Auseinandersetzung mit dem Humanismus, der Sozialphilosophie und der Anthroposophie sein Denken, das konventionelle Vorstellungen von Kunst zugunsten eines "erweiterten Kunstbegriffs" aushöhlt. Ab 1960 lässt Beuys klassische Formen der bildenden Kunst - etwa Plastik und Malerei - zurück, um mit Fluxus Performances eine neue Auffassung von Bildhauerei zu propagieren, die der Skulptur eine soziale Dimension hinzufügt. Statt als solitärer Schöpfer ein statisches, der Realität verpflichtetes Abbild zu produzieren stellt sich Beuys in den Dienst des kollektiven Gemeinwesens, um zur Verbesserung der menschlichen Existenz beizutragen. Im Zentrum seiner künstlerischen Praxis soll fortan der dynamische Aufbruch in eine neue humane Gesellschaftsordnung stehen. Sowohl seine Aktionen als auch seine öffentlichen Auftritte spiegeln ein ernsthaftes Bemühen um ökologisches Gleichgewicht, den Kampf für direkte Demokratie und freie Bildung. Die berühmte Losung "Jeder Mensch ist ein Künstler" versteht sich als allgemeiner Aufruf zur Entfaltung von Kreativität und steht in untrennbarem Zusammenhang mit dem von Beuys begründeten Konzept der "Sozialen Plastik", ist er doch zugleich die Aufforderung an jeden Bürger, sich gestalterisch am gesellschaftlichen Geschehen zu beteiligen.
Ein Flugzeugabsturz während des Zweiten Weltkrieges bildet den Ausgangspunkt einer lebenslang von Beuys verbreiteten Legende, deren Wahrheitsgehalt zwar umstritten ist, die jedoch als wichtiges Narrativ die Themen und typischen Materialien in seinem Werk bestimmt. Nomadische Krimtataren sollen seine Verletzungen mit tierischem Fett behandelt und seinen Körper mit Filzdecken gewärmt haben. In der Folge verwendet Beuys in seinen an kultischen Prozessen orientierten Aktionen symbolisch aufgeladene Materialien wie Fett, Filz, Honig und Kupfer. Es ist diese Durchdringung von individueller Mythologie und Materialikonografie, die dem Werk von Beuys seine unverkennbare, universelle Ausstrahlung als Lebensmetapher verleiht.

"Zone"
Die vorliegende Arbeit besticht durch ihre grafische Einfachheit. Schnörkellos ist mit Kreide handschriftlich der Begriff "Zone" mittig auf die graue Fläche der Trägerplatte aus Kupfer gesetzt. Im Kosmos von Beuys steht Kupfer als wärmespeicherndes und leitendes Element in unmittelbarer Nähe zum menschlichen Körper, da es die zum Überleben notwendige Temperatur darstellt. Trotz der reduzierten Anmutung des Schriftbildes liegt hier die konzentrierte Darstellung eines komplexen existenziellen Konzepts vor. Mit vielfachen Konnotationen versehen, erscheint "Zone" bedeutungsgeladen und damit im Beuys´schen Sinne spannungsvoll "aufgeladen". Denn den hier scheinbar isolierten Begriff umgibt die Aura des weltanschaulichen Kontexts des Künstlers, der in seinen Notizen, Skizzen und Schaubildern die fließende Zirkulation von Energien aufzeigt, um Heilung und Versöhnung zu bewirken. Zonen erweisen sich in diesem Netz aus Kreativitätsströmen und Verbindungslinien als revolutionäre Kraftfelder, um Erneuerung und Fortschritt voranzutreiben.
Mit seinem erweiterten Kunstbegriff entwirft Beuys keinen rein theoretischen Ansatz, sondern postuliert eine Grundformel für ein gleichwertiges Miteinander. Wie in einer mathematischen Gleichung strebt er danach, ein Ungleichgewicht zu regulieren und einen Ausgleich herzustellen: In seinem Zeichensystem stellen Bezeichnungen Beziehungen dar. Sprache in Wort und Schrift dient als Instrument zur Vermittlung, aber auch zur universellen Verständigung im gleichberechtigten Austausch aller Lebewesen. So erklärt er 1965 in der bekannten Aktion einem toten Hasen die Bilder. Beuys erforscht verborgene Verbindungen, um die Entfremdung zwischen Mensch und Umwelt durch archetypische, mythische und magisch-religiöse Zusammenhänge aufzuheben. Er inszeniert interaktive Handlungen zur Erlangung der verloren gegangenen Einheit in der Versöhnung von Gegensätzen wie Körper und Geist, Kosmos und Individuum, Natur und Zivilisation.

Profilbild Marion Scharmann

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Marion Scharmann

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517. Modern | Post War | Contemporary,
am 06.06.2024, Los 22
Taxe: € 80.000

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