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Katalog 379 | Alte Kunst

Abb.7 Meister des Hausbuchs, Die heilige Famliie. Kaltnadelstich (148 x 95 mm) Abb.8 Meister der Lyversberg-Passion, tätig in Köln, Marienretabel, linke Flügelaußenseite (154 x 83,2 cm). Linz am Rhein, kath. Marienkirche ehemals Ratskapelle Abb.6 Meister des Hausbuchs (Conrad II. Fyoll, tä;g in Frankfurt?), Verkündigung an Maria. Kaltnadelstich (127 x 87 mm) Betrachter wie ein Stillleben anmuten. Des weiteren wird die Musterung des Fußbodens wiederholt, die in die jeweils entgegengesetzte Richtung fluchtet, die Vase mit den Lilien wanderte aus kompositorischen Überlegungen von rechts nach links. Auf das Schriftband des Engels mit den Begrüßungsworten der Verkündigung verzichtet der Maler der kleineren Tafel, da der Dialog bereits beendet ist. Motivisch, nicht stilistisch ergeben sich somit enge Bezüge. Anregungen zur Mainzer Tafel der Hausbuchmeisterwerkstatt gehen sehr wahrscheinlich auf die Verkündigung des Dreikönigsretabels von Rogier van der Weyden zurück, das der Hausbuch- meister vielleicht aus eigener Anschauung kannte (Abb. 5). In Stichworten seien genannt: die Komposition und Raumarchitektur, das Bett sowie die Farbgebung, die bei der Mainzer Tafel gedämpfter ausfällt. Der 1464 in Brüssel verstorbene Rogier van der Weyden malte das Dreikönigstriptychon, bei dem die Verkündigung auf der linken Flügelinnenseite zu sehen ist, für die Kölner Kirche St. Columba. Bei Rogiers Verkündigung sind auch der Deckenbalken sowie die auf Goldstrahlen hineinschwebende Geisttaube zu sehen, die ebenfalls auf der Tafel in Privatbesitz auftauchen. Das frontal gezeigte Bett, die in Rauten gegliederte Fensterscheiben, die in Dreiviertelansicht wiedergegebene Taube sowie der Kerzenleuchter wurden vielleicht dem Kaltnadelstich des Hausbuchmeisters entnommen (Abb. 6).Auch die Gliederung des Nimbus Mariens könnte sich an einen Stich des Hausbuchmeisters anlehnen. Ähnlich ist sie bei Die heilige Familie gestaltet (Abb. 7). Hier sind zudem die Rundbogenöffnung, die Säulen mit runden Kapitellen sowie die kleinteilige Fältelung der Gewänder anzutreffen, wie sie auch bei der Albe des Erzengels ausgeführt wird. Der Blätterkranz im Haar des Verkündigungsengels ist in den weitverbreiteten Stichen Martin Schongauers überliefert und kommt bei den am Mittelrhein noch erhaltenen Verkündigungsdarstellungen nur auf dieser Tafel vor. Verschiedentlich anzutreffen ist der Kranz auch bei Hausbuchmeisterstichen mit profanen Themen. Sodann gehen verschiedene Motive möglicherweise auf in Köln oder am Oberrhein früher entstandene Gemälde zurück. Sie könnten durch eigene Anschauung oder durch eine „Motivwan- derung“ auf Tafeln oder Kupferstichen anderer Kollegen bekannt gewesen sein. Das an den rechten Bildrand gerückte Betpult mit Reliefschnitzereien und Stoffbehang sowie das aufgeschlagene Buch mit zwei Schließen stehen möglicherweise mit der Verkündigung eines in Köln tätigen Malers in Verbindung (Abb. 8). Diese früher entstandene, 1463 datierte Darstellung auf der linken Flügelaußenseite eines Marienretabels wird dem in Köln tätigen Meister der Lyversberg-Passion zugeschrieben. Es wurde für die Ratskapelle in Linz am Rhein geschaffen und war wohl auch dem Meister des Hausbuchs bekannt.


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