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Katalog 379 | Alte Kunst

Als „die größte Erscheinung im zeitgenössischen Spanien“ beschreibt Richard Muther im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert der Malerei“ den Spanier Francisco Pradilla y Ortiz. Mit seinen narrativen und höchst virtuos gezeichneten Gemälden genoss er schon zu Lebzeiten so hohe Anerkennung, dass er sogar für kurze Zeit die Leitung des Prado in Madrid übernahm. Francisco Pradilla y Ortiz wurde 1848 in der Nähe von Zaragoza geboren. Zunächst lernte er das Handwerk des Theater-Dekorationsmalers. Die Hinwendung zur „ernsten“ Malerei erfolgte beim Studium an den Akademien von San Fernando und an der „Akademie der Aquarellisten“ in Madrid. Der junge Künstler erregte positive Aufmerksamkeit und wurde als einer der ersten Studenten an die neu gegründete „Spanische Akademie“ in Rom geschickt. Reisen nach Venedig und Frankreich schlossen sich an. in seiner „Geschichte Der breiten Öffentlichkeit wurde Pradilla y Ortiz bekannt, als das Gemälde „Johanna die Wahnsinnige begleitet den Sarg Philipps des Schönen“ 1878 sowohl auf der Pariser Weltausstellung als auch bei der „Exposición Nacional de Bellas Artes“ jeweils mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet wurde. Es folgten öffentliche Aufträge (Übergabe von Granada, Bildnisse Don Alfonso), die mit größtem Beifall aufgenommen wurden. Pradilla y Ortiz widmete sich thematisch historischen Szenen und der zeitgenössischen Genremalerei (Costumbrismo), arbeitete aber auch als Portraitist. Immer zeichnet seine Werke die Leichtigkeit der Pinselführung und die souveräne Behandlung des Kolorits aus. Auch abseits der Leinwand war Pradilla y Ortiz eine Größe: So leitete er ab 1881 die „Spanische Akademie“ in Rom, wo er auch studiert hatte und wurde 1897 zum Leiter des Prado in Madrid ernannt. Jedoch blieb er nur kurz in beiden Ämtern und wandte sich immer wieder der eigenen Malerei zu. Ein enormes Werk von über 1000 oft extrem großformatigen Gemälden belegt seine ungeheure Produktivität. Für Pradilla y Ortiz typisch ist der schwungvolle Malgestus und das Gespür für ein ausgewogenes aber doch brillant wirkendes Kolorit. Die Figur des stehenden Musikers in Rückenansicht, der gleichsam in das Bild einführt, begegnet ganz ähnlich in dem Bild „Liebeskrank“ von 1912. ABJ Francisco Pradilla y Ortiz (1848 –1921)


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