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Katalog 379 | Alte Kunst

530 Brueghel, Jan d.Ä. (Brüssel 1568-1625 Antwerpen) Waldlandschaft mit Wanderern, die eine Brücke überqueren. Um 1600. Öl auf Eichenholz, alt auf Eichenholz gelegt. Durchmesser 21,6cm. Rahmen. Gutachten: - Dr. Klaus Ertz, Lingen, Oktober 2016; - Dendrochronologische Analyse, Ian Tyers, London, Februar 2016; Fälldatum ca. 1581. Provenienz: - Sammlung Hermann Hugo Zwillenberg; - Seit 1966 unmittelbare Familiennachfolge Zwillenberg, London. Der deutsch-jüdische Jurist, Unternehmer und Diplomat Hermann Hugo Zwillenberg wurde 1885 im ostpreußischen Lyck, Masuren, (heute Elk, Polen) geboren. Er studierte bis 1914 in Königsberg, Berlin und München Jura. Nach Wehr- und Kriegsdienst bis 1918 trat er in die Warenhaus-Firma Hermann Tietz & Co. ein und wurde schon 1919, nach seiner Heirat mit Elise Regina Tietz, im selben Jahr zum Teilhaber der inzwischen hochbedeutenden Firma (Kaufhof, Ka De We, später Hertie). Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit war Zwillenberg im kulturellen Berlin der Zwanziger als Förderer der Gesellschaft der Musikfreunde Berlins stark engagiert, deren Ehrenmitglied er 1933 wurde. Von seiner Sammlertätigkeit weiß man, dass es eine ausgezeichnete Sammlung von Skulpturen des Tierbildhauers August Gaul besaß. Im Zuge der Zerschlagung und Enteignung jüdischen Besitzes und jüdischer Wirtschaftsunternehmen durch die Nationalsozialisten wurde auch die Firma Tietz & Co. „arisiert“. Zwillenberg musste die Firma 1934 verlassen. Er emigrierte im März 1939 mit seiner Familie in die Niederlande. Hier wurde er schon im selben Jahr zum Honorarkonsul der Republik Nicaragua in Rotterdam ernannt, später, nach dem Zweiten Weltkrieg auch Generalkonsul von San Marino. Auch nach dem Krieg kehrte Hermann Hugo Zwillenberg nicht nach Deutschland zurück, sondern blieb mit seiner Familie bis 1964 in Amsterdam. 1966 starb er 81 jährig in Bern. Teile seiner Kunstsammlung sind auch in der direkten Familiennachfolge nach 1966 erhalten geblieben. Siehe auch Versteigerung Van Ham „Alte Kunst“ am 13.05.2016 mit Teilen der Sammlung Zwillenberg. Um 1600, kurz nach seiner Rückkehr aus Italien, schuf Jan Brueghel d. Ä. eine Reihe von kleinen Rundbildern mit Landschaftsmotiven (mit religiöser oder profaner Figurenstaffage). Die handwerkliche Technik dieser kleinen Formate hatte er sich während seiner italienischen Jahre, auch unter dem Einfluss seiner Malerkollegen Paul Bril und Hans Rottenhammer, zu Eigen gemacht. Unser kleines Rundbild zeigt eine hügelige Laubwaldlandschaft mit steinerner Bogenbrücke; darauf vereinzelte Wanderer oder Bauern. Die Tierstaffage, Vögel, Hase und Hund ist bis zu dem winzigen (nur mit der Lupe auszumachenden) kleinem Frosch, rechts unten, sehr sparsam gesetzt. Das Zentrum des Bildes zieht des Betrachters Blick in blaudunstige Ferne zu den verschimmernden Umrissen einer italienischen Stadt mit Campanile und Kuppel einer Kathedrale. € 200.000 - 220.000 $ 224.000 - 246.400 Alte Meister


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