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Katalog 382 | Zeitgenössische Kunst

GHENIE ADRIAN Adrian Ghenie ist einer der herausragenden Maler seiner Generation. International bekannt wird er durch seine stark deformierten und reduzierten Bildnisse, die an Werke von Francis Bacon erinnern. In seinen vielschichtigen, zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion changierenden Arbeiten intensiviert und erweitert Ghenie jedoch die Ausdruckweise seines Vorbildes. Auf diese Weise erforscht und interpretiert er die dunklen Momente der europäischen Historie, den sozialen und politischen Machtmissbrauch wie auch seine persönliche Geschichte. Dabei gilt sein besonderes Interesse der Widersprüchlichkeit zwischen „objektiver“ Wirklichkeit und subjektiver Erinnerung. Als Ausgangspunkt für seine düsteren Szenarien wählt er historische Fotografien, Zeitungsausschnitte, Versatzstücke aus Film und Internet sowie Anleihen aus der Kunstgeschichte. Diese verarbeitet er auf den Leinwänden, indem er häufig mehrere Farbschichten aufträgt, um sie dann mit Pinsel, Schablonen oder Spachtelmesser zu bearbeiten, sie einzuritzen oder abzukratzen. Beschränkte er sich zunächst auf die Farben Schwarz, Grau und Dunkelrot, so verwendet er in jüngerer Zeit eine hellere und farbigere Palette. Neben Gemälden schafft Ghenie auch Collagen und Installationen. VERTRETEN UNTER ANDEREM IN: · Museum van Hedendaagse Kunst, Antwerpen · Stedelijk Museum voor Actuele Kunst, Gent · Centre Pompidou, Paris · Fondation Francès, Senlis · Zabludowicz Collection, London · Centro de arte contemporáneo de Málaga · The Hammer Museum, Los Angeles · Museum of Contemporary Art, Los Angeles · San Francisco Museum of Modern Art Seine Ausbildung absolviert Adrian Ghenie von 1991 bis 1994 an der Kunsthandwerkerschule in Baia Mare und anschließend an der Universität für Kunst und Design in Cluj-Napoca, die er hier 2001 abschließt. In den folgenden Jahren hält er sich längere Zeit in Österreich und Italien auf. 2005 wendet er sich ganz der Malerei zu und gründet die Galerie Plan B in Cluj- Napoca, ein Produktions- und Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst, den er seit 2008 auch in Berlin betreibt. Schon ab 2006 zeigt er seine Werke in Einzel- und Gruppenausstellungen im europäischen Ausland und in den USA. So präsentiert er 2009 seine erste Retrospektive im Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst in Bukarest und feiert 2013 in der Pace Gallery sein Debut in New York. 2015 vertritt er Rumänien auf der Biennale in Venedig. Nachdem er in den Jahren zuvor immer wieder in Berlin gearbeitet hat, siedelt er 2011 ganz dorthin über. 64 | 65 ZEITGENÖSSISCHE KUNST


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