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Katalog 388 | Alte Kunst

733 Camoin, Charles Gemälde 19. Jahrhundert (1879 Marseille - 1965 Paris) Früchtestillleben. Um 1908-1910. Öl auf Leinwand. 33 x 41cm. Signiert unten rechts: Ch. Camoin. Rahmen. Provenienz: - Friedrich Rolauf, Berlin (mit rückseitigem Siegel und Kaufquittung von 1953); - Privatbesitz Rheinland. Claudine Grammont (Archives Camoin, Paris) bestätigte am 02. April 2014 nach Vorlage des Originals die Authentizität des Werks. Das Werk wird in Bd. II des in Vorbereitung befindlichen Catalogue raisonné Camoins aufgenommen. Als lebenslanger Freund Henri Mastisses und Albert Marquets lässt sich der französische Maler Charles Camoin ebenso der fauvistischen Bewegung des beginnenden 20.Jahrhunderts zuordnen. Charles Camoin wurde in Marseille geboren. Wegweisend geprägt von seinem Vater, der den auf „peinture et décoration“ spezialisierten Handel „Camoin Jeune“ führte, nimmt der junge Camoin ab dem Jahr 1895 Zeichenunterricht an der Kunstschule in Marseille. 1898 siedelt er mit seiner Mutter nach Paris über und schreibt sich an der dort ansässigen Ecole des Beaux Arts ein. Kurze Zeit darauf wird er im Atelier von Gustave Moreau zugelassen, wobei der Lehrmeister im Folgejahr verstirbt. Dort trifft er erstmals auf Albert Marque und knüpft ebenfalls Freundschaften mit Henri Matisse und Henri Manguin. Beeinflusst von dem Vorhaben seiner Künstlerkollegen verlässt auch Charles Camoin die Ecole und beschließt, frei im Atelier zu arbeiten. Auf der Suche nach Motiven sucht er auch Variétés und Konzertcafés der Hauptstadt auf. Neben einer klaren Palette mit kontrastreichen Farben nimmt Camoin zu dieser Zeit ebenso Kenntnis von den impressionistischen Werken, die er im Musée de Luxembourg bzw. in den Pariser Galerien eingehend studiert. So entstehen erste Landschaften, darunter Ansichten von Paris. Mit der Jahrhundertwende wird der junge Maler zum dreijährigen Militärdienst berufen, wobei es ihn nach Aix-en-Provence verschlägt. Dort macht er unter anderem mit dem dort ansässigen Paul Cézanne Bekanntschaft, mit dem er lange Zeit im Briefverkehr bleibt. Nach Paris zurückgelehrt stellt er seine Werke im Salon des Indépandts und dem Salon d’Automne aus. Derweil entsteht eine um Matisse formierte Künstlergruppe als erste und zugleich kürzeste Gegenbewegung des 20. Jahrhunderts: darunter Manguin, Marquet und Jean Puy, die nachhaltig als „Fauvisten“ in die Kunstgeschichte eingehen werden. Camoin entwickelt eine prägende Freundschaft zu Marquet, mit dem er zahlreiche Reisen innerhalb Europas unternimmt. Schnell interessieren sich führende Kunsthändler für das Werk Camoins, bei dem Landschaften, Portraits und Stillleben zum bevorzugten Sujet zählen. Das bei uns vorliegende Werk ist um 1908-1910 entstanden, der Zeit, die innerhalb Camoins Oeuvre als „période noir“ bezeichnet wird. Mit der Einführung der schwarzen Palette ist für ihn weniger die detailgetreue Ausführung von Interesse, vielmehr ist es die Anordnung der Elemente sowie die suggestive Betonung des Kolorits, die diese Werkphase beschreibt. Auf einem weiß-blauen Porzellanteller gibt Camoin ein Arrangement aus Früchten wieder. In einzigartiger Weise verbildlicht der Maler die Früchtekomposition, die durch den Kontrast der verschiedenen Farben mit dem dunklen Untergrund besticht. Die Verwendung von dicken Pinselstrichen steht in stimmungsvoller Kombination zu der leuchtenden, reinbunten Farbpalette, sodass das Werk von der Vereinfachung der Formen und der flächigen Komposition lebt. € 8.000 - 10.000 $ 8.640 - 10.800


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