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Katalog 388 | Alte Kunst

553 Schirmer, Johann Wilhelm (1807 Jülich - 1863 Karlsruhe) Alter Eichbaum am See. Öl auf Leinwand. Auf Holz gelegt. 32 x 45cm. Monogrammiert unten mittig: JWS. Rahmen. Rückseitig: Auf die Tafel geklebtes handschriftliches Gutachten durch Dr. Emil Waldman, Kunsthalle Bremen, 21.10.1929. Provenienz: - Galerie Paffrath, Düsseldorf 1967; - seitdem Privatsammlung Rheinland. Als Mitbegründer der jüngeren Düsseldorfer Malerschule ist das Werk des Künstlers Johann Wilhelm Schirmer von herausragender Bedeutung für die Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts. Vor allem jüngere Ausstellungen der letzten Jahre betonen erneut den Einfluss Schirmers auf die Düsseldorfer Schule. Nach Abschluss einer Buchhändlerlehre verlässt Johann Wilhelm Schirmer seine beschauliche Heimatstadt Jülich im Frühjahr 1825, um in die Düsseldorfer Kunstakademie einzutreten. Zu dieser Zeit herrscht an der Akademie noch die unbestrittene Autorität der Gattungshierachie, sodass man der Landschaftsmalerei als „Gattungsmalerei“ ablehnend gegenübersteht und diese nicht als ehrwürdiges Studienfach unterrichtet. Schon früh von der Landschaftsmalerei fasziniert muss sich der junge Maler dennoch dem vorherrschenden Figurenstudium bei Wilhelm von Schadow widmen. Ebenso zeigt sich beim Maler Carl Friedrich Lessings die Natur in all ihren vielfältigen Erscheinungen als bevorzugtes Sujet. Mit ihm findet Schirmer fortan einen Gefährten, der ihn dank des gemeinsamen Gedanken- und Erfahrungsaustausches nachhaltig und wegweisend prägen wird. Gemeinsam gründen die beiden sich der Landschaft verschriebenen Maler 1827 den „Landschaftlichen Komponierverein“. Schnell löst diese neue Akademieklasse die vom Nazarenertum geprägte, in festen Hierachievorstellungen denkende „Alte Düsseldorfer Malerschule“ ab. Mit diesen bescheidenen Anfängen wird die „Jüngere Düsseldorfer Malerschule“ in den Folgejahren mit ihren Landschaftsstudien erheblich zum Ruhm Gemälde 19. Jahrhundert der Düsseldorfer Schule beitragen. Bereits 1931 wird Johann Wilhelm Schirmer die Leitung der Akademieklasse als Hilfslehrer übertragen. Einige Studienaufenthalte führen Johann Wilhelm Schirmer in die Niederlande und Schweiz sowie nach Frankreich.1839 bricht Schirmer zu der, für die damalige Zeit als Landschaftsmaler obligatorisch geltenden, Italienreise an und wird nur wenige Tage später zum Professor der Düsseldorfer Akademie benannt. Zurückgekehrt in Düsseldorf heiratet er im Folgejahr und zeugt drei Nachkommen. 1854 wird Schirmer zum Professor für Landschafts- und Genre-Malerei der neu gegründeten Kunstschule nach Karlsruhe berufen. Bereits ein Jahr später übernimmt er den Posten des Direktors der Karlsruher Kunstschule. Der Wechsel nach Karlsruhe leitete eine neue Schaffensperiode ein, Schirmers Bilder beschäftigten sich zudem auch immer öfter mit religiösen Themen. In Karlsruhe wirkt Schirmer bis zu seinem Tod als wichtigster Landschaftsmaler seiner Zeit. Das Leben des Landschaftsmalers ist vor allem von den zahlreichen Studienreisen geprägt, die ihn durch ganz Deutschland sowie in die sich anschließenden Nachbarländer führen. Die dabei entstehen Studien lassen sich topografisch auf die Vielzahl von kleinen und großen Reisen zurückführen. Während diesen unternommenen Wanderungen entstehen vor allem zahlreiche vorbereitende Studien in Form von Zeichnungen, die der Maler dann als Versatzstücke der Natur in seine im Atelier entworfenen Landschaftskompositionen einfügt. Doch fertigte Schirmer auch autonome Studien an. Wiederkehrend und bezeichnend für das Werk des Düsseldorfer Malers sind damit die romantisierenden, stimmungsvollen Naturansichten, wobei es sich um fiktive Landschaften mit idealen Kompositionen handelt, die in Verbindung mit den im Freien gewonnenen, direkten Natureindrücken steht. So auch bei dem zu versteigernden Gemälde, das den Blick auf eine kleine Seenlandschaft freigibt. Gesäumt von der Naturpracht des alten Eichbaums, der florierenden Pflanzen sowie den umliegenden Felsen erstreckt sich der Weiher in der einzigartig ausgeleuchteten Waldlandschaft. Besonders tritt die kontrastreiche Lichtführung im gleißenden rechten Bereich des Horizonts hervor, der im direkten Kontrast zu den rauen Felsen und den baumbestandenen Hügel steht. Hauptstimmungsträger ist damit der goldfarbene Horizont, der das Licht effektvoll auf die alte Eiche niederfallen lässt. Frau Dr. Irene Haberland verweist in ihrem Kommentar darauf, dass es sich bei dem vorliegenden Werk um eine kleine Studie im Format einer typischen Freilichtstudie des Düsseldorfer Malers handelt, wobei diese um 1850 zu datieren sei. Als Studie ohne jede Staffage diente die Arbeit als Idee für eine Komposition, in ihr erprobte der Landschaftsmaler die Verteilung von Hell und Dunkel, Licht und Schatten, der Formen und Farben. Sie diente zugleich als Studienmaterial für seine Schüler. Baumformen und Sumpflandschaft finden sich in ähnlichen Arbeiten (vgl. ‚Klosterbrand‘, 1847, Kunsthalle Hamburg; oder ‚Sumpflandschaft‘ um 1850, Museum Kunstpalast, Düsseldorf). Der Felsen rechts erinnert an ähnliche Felsstrukturen an der Ahr, ohne jedoch topografisch identifizierbar zu sein. Doch könne das studienhaft ausgeführte Werk nicht direkt einem vergleichbaren Werk zugeordnet werden. Wir danken Frau Dr. Irene Haberland, Bonn, die das Werk im April 2017 per Abbildung begutachtet hat, für ihre bestätigende Aussage. € 10.000 - 15.000 $ 10.800 - 16.200


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