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Katalog 391 | Post War

296 RICHTER GERHARD 1932 DRESDEN Blech. 1988. Öl auf Leinwand. 20 x 27cm. Nummeriert, signiert und datiert verso: 681-23, Richter, 88. Bei diesem Gemälde handelt es sich um das Exemplar 23/30 der Jahresgabe des Kunstvereins Bonn. Literatur: Butin, Hubertus/Gronert, Stefan/Olbricht, Thomas (Hrsg.): Gerhard Richter - Editions 1965-2013, Ostfildern/Köln 2013, WVZ.-Nr. 65, Abb. S. 234. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Gerhard Richter. Werkübersicht/ Catalogue raisonné 1962-1993, Bd. III, Ostfildern-Ruit 1993, WVZ.-Nr. 681-23, Abb. o.S. In Richters künstlerische Praxis geht es ganz zentral um die Aneignung von Motiven, die Frage der Reproduzierbarkeit und um die Medialität des Bildes. Dabei steht die Farbe Grau immer wieder im Fokus seines Schaffens. Bereits für die frühen Gemälde, die nach fotografischen Vorlagen entstanden, wählte Gerhard Richter oftmals eine reduzierte Farbpalette von Schwarz-, Weiß- und Grautönen. Gerhard Richter äußert sich zu der Verwendung der Farbe Grau wie folgt: „Sicher kommt das Grau auch von den Fotobildern und es hat natürlich auch damit zu tun, dass ich das Grau für eine wichtige Farbe halte, die ideale Farbe für Meinungslosigkeit, Aussageverweigerung, Schweigen, Hoffnungslosigkeit. Also für Zustände und Aussichten, die einen betreffen und für die man ein Bild finden möchte.“ In den späten 1960er Jahren entstehen schwarzweiße Bilder von Vorhängen, Wellblech, Streifen, Fenstern und Türen, die Richter ohne fotografische Vorlagen malte, und die zu den monochromen „Grauen Bildern“ der 1970er Jahre führen. In diesen Bildern lösen sich die gegenständlichen Konturen völlig auf zu einem verselbständigten abstrakten Bild. Die Gemälde-Edition „Blech“ von 1988 steht ganz im Geiste dieser frühen Arbeiten. Der Titel suggeriert dem Betrachter eine Gegenständlichkeit, die er jedoch nicht findet. Der Ausschnitt in dem Gemälde ist stark vergrößert. Lediglich das kühle Grau und die mittig angedeutete Lichtspiegelung geben einen Hinweis auf das dargestellte Material. Durch die reduzierte Farbpalette, die weichen Farbübergänge und die Betonung der horizontalangelegten Bildmitte, entwickelt das Gemälde eine enorme physische Präsenz, einen Sog in die Tiefe bzw. Weite. Die physische Größe der kleinen Leinwand wird aufgebrochen und das Werk entfacht somit eine fast meditative Wirkung. „Es geht um keine Lehre bei einem Kunstwerk. Bilder, die deutbar sind und die Sinn enthalten, sind schlechte Bilder. Ein Bild stellt sich dar als das Unübersichtliche, Unlogische, Unsinnige. Es demonstriert die Zahllosigkeit der Aspekte, es nimmt uns unsere Sicherheit, weil es uns die Meinung und den Namen von einem Ding nimmt. Es zeigt uns das Ding in seiner Vielbedeutigkeit und Unendlichkeit, die eine Meinung und Ansicht nicht aufkommen lassen.“ (Gerhard Richter, in: Gerhard Richter. Text 1961 bis 2007. Schriften, Interviews, Briefe, Köln 2008, S. 32) € 70.000 - 100.000 | $ 74.900 - 107.000 Originalgröße 236 | 237 POST WAR


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