Page 314

Katalog 391 | Post War

366 WARHOL ANDY 1928 PITTSBURGH 1987 NEW YORK Eric C. Jacobson. 1980. Acryl, Siebdruck und Diamantenstaub auf Leinwand. 101,5 x 101,5cm. Signiert, betitelt und datiert verso unten auf umgeschlagener Leinwand: Andywarhol eric 1980. Rahmen. Verso auf der umgeschlagenen Leinwand rechts befindet sich der Stempel des Andy Warhol Art Authentication Board, Inc., New York, mit der handgeschriebenen Nummer: A103.103. Dem Werk liegt ein Zertifikat des Andy Warhol Authentication Board, Inc., New York, vom 9. April 2010 bei. Provenienz: Sammlung Eric C. Jacobson, Hamburg. € 80.000 - 120.000 | $ 85.600 - 128.400 Die Einzigartigkeit von Kunstwerken bzw. das Unikat stellte Andy Warhol seit den 60er Jahren mittels seiner seriellen Werke immer wieder in Frage. Im Zeitalter der Reproduktion bedeutete das eine wesentliche Erweiterung des bis dato allgemein gültigen Kunstbegriffs. Ab Ende der 70er Jahre unterlief der Künstler sein eigenes Konzept jedoch selbst: Neben seinen druckgraphischen Serien wandte er sich dem Unikat zu und schuf Portraits berühmter Menschen. Diese Werke erstellte er in der Regel durch ein serielles Druckverfahren in Kombination mit seinen eigenhändigen Übermalungen bzw. gemalten Grundierungen. So entstanden beispielsweise Doppelportraits, denen das gleiche Motiv zugrunde liegt, welche sich jedoch zum einen durch die von Warhol gezielt gesetzten Übermalungen und zum anderen durch ihre unterschiedlichen Grundfarben oder Zusätze (Diamantenstaub etc.) unterscheiden. Hier schließt sich der Kreis und das einst serielle Werk wird wiederum zum Unikat. Auf diese Weise schuf Andy Warhol auch unsere beiden Portraits von Eric C. Jacobson (1937- 2003). Als Entwerfer einzigartiger Einrichtungsgegenstände etablierte sich der Sohn eines schwedischen Papierfabrikanten und einer Hamburgerin rasch in der Gruppe der Kreativen um Jil Sander und Wolfgang Joop. Seine Entwürfe erfreuten sich großer Beliebtheit in Kreisen vermögender Privatkunden. Legendär waren zudem seine Einladungen nach Schweden zur Mittsommernacht in Stockholm. Prominente Gäste wie Fürst und Fürstin von Thurn & Taxis, der Tennisstar Björn Borg oder der Schauspieler Thomas Hellberg waren dort regelmäßig anzutreffen. Als Designer suchte Eric C. Jacobson aber auch den engen Schulterschluss zur Bildenden Kunst. Zu seinen Freunden zählten neben Georg Baselitz und Markus Lüpertz auch Andy Warhol. Die beiden verband bereits eine lange Freundschaft als die Idee für die hier gezeigten Portraits entstand. Dies trug wohl maßgeblich dazu bei, dass die Pop-Art-Ikone mittels der berühmten Polaroid-Kamera den Charakter des Designers derart genial einfangen konnte, um ihn später in bester Warhol-Manier auf die beiden Leinwände zu bannen. Andy Warhol ließ es sich übrigens nach Fertigstellung der beiden Werke nicht nehmen, jene seinem Freund Eric C. Jacobson direkt in dessen Hamburger Altbau- Wohnung zu übergeben. Allerdings bat Warhol seinen Freund, an diesem Abend bitte „nur schöne und interessante Menschen“ einzuladen. Unter den Gästen befanden sich unter anderem Jil Sander, Ingeborg Prinzessin zu Schleswig-Holstein und Thalia Theater-Regisseur Dieter Giesing. Eric C. Jacobson und Andy Warhol, Hamburg 14. November 1980 312 | 313 POST WAR


Katalog 391 | Post War
To see the actual publication please follow the link above