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Katalog 326 Alte Kunst

429 ITALIENISCHE WERKSTATT Ende 17. Jahrhundert Modello nach dem Vierströmebrunnen des Gianlorenzo Bernini. Bronze. Höhe: 38cm. Provenienz: - Jakob von Danzas, Erster Konservator des Kaiser-Friedrich- Museums Berlin unter Wilhelm von Bode. - über Erbfolge bis heute im Familienbesitz.   Literatur: - Fehrenbach, Frank; Compendia Mundi; Gianlorenzo Bernini...; München/ Berlin 2008. - Wittkower, Rudolf; Bernini; Phaidon 1955. - Deutsche Zeitschrift für Maltechnik; 60. Jhrg., Heft 1/3, Januar/ März 1944, S.15f.   Von Papst Innozenz X. in Auftrag gegeben wurde das Meisterwerk 26 hochbarocker Skulptur, die Fontana dei quattro fiumi (1648-1651), auf der Piazza Navona in Rom erbaut. Zentrum des Brunnens um einen hochaufragenden Obelisken sind die allegorischen Darstellungen der vier großen Flüsse der Welt, Donau, Ganges, Nil und Rio della Plata, die auf zerklüftetem Felsgestein lagern.   Das hier vorgestellte Bronzemodello hält sich sehr eng an das große Vorbild (nicht zuletzt aus diesem Grund ist eine Entwurfsvariante Berninis oder seiner Werkstatt nicht vorstellbar). Das „Felsgestein“ ist zweigeteilt, jeweils in leichtem Halbrund, die vier allegorischen Figuren der Flüsse aufmontiert, also getrennt gegossen. Das gesamte Modello ist fragmentarisch erhalten. Abgesehen von dem fehlenden Obelisken und einer eventuellen Brunnenumrandung, sind Teile des oberen Felsgesteins verloren bzw. bestoßen und gedrückt worden. Das Ende des Palmwedels ist durch einen alten, ehemals beklebten Bruch beschädigt. Die päpstlichen Wappen, wenn jemals vorhanden, sind ebenfalls verloren. Jedoch ist die gesamte Oberfläche des Modellos kleinteilig fein ziselliert; Guß einschließlich kleinerer Gußfehler weisen deutlich noch in die Zeit des späten 17. Jahrhunderts. Der Auftraggeber eines solchen nachträglichen Modellos und seine Intentionen bleiben unklar. Denkbar wäre es als ein sehr aufwendiges Geschenk an einen Kirchenfürsten, angefertigt in einer römischen Werkstatt am Ende des 17. Jahrhunderts. Die Herkunft des Stückes dürfte von nicht unerheblicher Bedeutung sein. Jakob von Danzas war erster Konservator unter Wilhelm von Bode im Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin (1921-1943). 1876 in Athen als Sohn eines russischen Diplomaten geboren, war er schon im Alter von 33 Jahren Staatsrat und kaiserlicher Kammerherr am Hofe des russischen Zaren und Besitzer mehrerer Güter und einer namenhaften Kunstsammlung. Die Russische Revolution zwang in zur Flucht über Finnland und Schweden nach Deutschland. Laut Angaben des heutigen Besitzers, des Enkels Jakob von Danzas, soll das Stück in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erworben worden sein. In den 80er Jahren wurde, nach Angaben des Besitzers, im Bode-Museum Berlin eine technologische Untersuchung vorgenommen, die die Anfertigung der Bronze im 17. Jahrhundert bestätigte - Unterlagen dazu sind jedoch nicht mehr vorhanden. € 15.000 - 18.000 | US$ 19.950 - 23.940


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