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Katalog 337 Moderne Kunst

14 CHAGALL, MARC 1887 Witebsk - 1985 St. Paul de Vence Vue de la fenêtre sur Central Park. 1958. Mischtechnik (Pastell, Farbstifte und Bleistift) auf Japan. 50,9 x 76,5cm. Signiert unten rechts: Marc Chagall. Links daneben bezeichnet: N. Jo. Rahmen. Zu dieser Arbeit liegt eine Echtheitsbestätigung 20 von Jean-Louis Prat des Comité Marc Chagall in Paris vom 14. März 2006 in Kopie vor. Provenienz: Unternehmenssammlung Nordrhein-Westfalen Der russische Künstler Marc Chagall gehört zu den Hauptvertretern des gegenständlichen Expressionismus. Aufgewachsen in Witebsk, Weißrussland, beginnt er 1907 sein Kunststudium an einer privaten Kunstschule in St. Petersburg. 1910 geht Chagall nach Paris, wo er Bekanntschaft mit den Avantgardekünstlern macht, darunter Fernand Léger, Amadeo Modigliani, Robert Delaunay. Die aktuellen Kunstströmungen des Kubismus und Fauvismus beeinflussen sein Werk. Gepaart mit traumhaften Elementen und symbolischen Bildmotiven, mitunter geprägt durch seine jüdisch-religiöse Kindheit und der russischen Volkskunst, entwickelt Chagall in seinen Werken eine ganz eigene poetisch phantastische Bildsprache. Seine erste Einzelausstellung findet 1914 in Herwarth Waldens Galerie „Der Sturm“ statt. Im selben Jahr kehrt er nach Russland zurück. Nach der Oktoberrevolution 1918 wird Marc Chagall zum Kommissar für die Schönen Künste in seiner Heimatstadt Witebsk ernannt und gründet dort eine Kunstakademie. 1922 verlässt Chagall Russland endgültig und kehrt über Berlin nach Paris zurück. Durch die Bekanntschaft mit dem Kunsthändler Vollard erhält Chagall den Auftrag für die Buchillustration des Werkes „Die toten Seelen“ von Gogol. Es folgen Radierungen zu La Fontaines „Fabeln“ und 1930 die berühmten Illustrationen für die Bibel. 1941 emigriert Chagall nach New York. 1946 widmet ihm dort das Museum of Modern Art eine erste umfassende Retrospektive. 1947 kehrt Chagall nach Frankreich zurück und lässt sich 1950 in Saint-Paul-de-Vence nieder, wo er bis zu seinem Tod 1985 lebt und arbeitet. Neben der Malerei schafft Marc Chagall ein umfangreiches druckgrafisches Werk. Besonders durch die Lithografie findet Marc Chagall eine Möglichkeit seine Ideen druckgrafisch umzusetzen. Auch für den öffentlichen Raum schafft er zahlreiche Werke. So entwirft er Glasfenster z.B. für die Kathedrale von Metz (1958), die Synagoge der Hadassah-Universitätsklinik bei Jerusalem (1960) oder das Haus der Vereinten Nationen in New York (1964). Für die Pariser Oper entwirft Chagall ein Deckengemälde (1964) und für die Metropolitan Opera in New York ein Wandgemälde (1967). „Es kommt nicht sehr häufig vor, dass man bei einem bildenden Künstler behaupten kann, seine Kunst und sein Leben seien so eng miteinander verknüpft, dass sie sich gegenseitig in allen Belangen bedingen würden. Bei Chagall kann man dieses sicherlich behaupten. Aus allen Ereignissen seines Lebens schöpft er Bilder für seine Kunst, alle seine Empfindungen – Freude, Sehnsucht, Liebe, Trauer oder Schmerz – weiß er in Kunstwerke von allgemeiner und verständlicher Poesie umzusetzen.“ (Zitat aus: Nobis, Norbert: Marc Chagall – „Mein ganzes Leben ist identisch mit meinem Werk“, in: Ausst.-Kat. Sprengels Chagall, Sprengel Museum, Hannover 2005, S. 11). Unsere Arbeit zeigt einen Blick über den New Yorker Central Park. Im Gegensatz zu den typischen Bildkompositionen Chagalls, in denen er auf Perspektive und somit auf das Festhalten von Raum und Zeit bewusst verzichtet, hält Chagall hier in dynamischen Strichen seine unmittelbare Umgebung fest. Direkt wandert der Blick angezogen von den leuchtenden Farben in die Bildmitte - auf das satte Grün des Central Parks und die den Park überragenden Hausfassaden. New York hat eine besondere Bedeutung für Chagall, diente es ihm als Exil in den Kriegsjahren. Immer wieder kehrte er für künstlerische Projekte nach New York zurück. € 50.000 - 70.000 | $ 69.000 - 96.600


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