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Katalog 337 Moderne Kunst

30 FEININGER, LYONEL New York 1871 - 1956 „Nachglühen II“. 1948. Öl auf Leinwand. Doubliert. 43,5 x 61cm. Signiert unten links: Feininger. Signiert, datiert und betitelt auf dem Keilrahmen oben: Lyonel Feininger May 8. 1948 Afterglow II. Rahmen. Provenienz: Nachlass des Künstlers Curt Valentin Gallery, New York (Aufkleber) Williams Gallery, New York (?; Aufkleber mit Papierverlust) Marlborough Galleria d‘Arte, Rom (Aufkleber) Marlborough Galerie A.G., Zürich (Aufkleber) Privatsammlung Nürnberg Ausstellungen: Kestner-Gesellschaft Hannover 1954 (Aufkleber) Literatur: Hess, Hans: Lyonel Feininger, Stuttgart/Berlin/Köln 1959/1991, Wvz.-Nr. 480 mit S/W-Abb. „Einige meiner Arbeiten zeigen eine neue Verwendung der Maltechnik, graphische Elemente aus Linien in Feldern kräftiger Farben. Ich musste nach Amerika kommen, um mich von dem strengen Zwang der geraden und starren Linie zu befreien ... es ist mir weder neu noch ungewohnt, jetzt freie Farben und Linien zu gebrauchen, nur, dass ich in den vielen Jahren manches gelernt habe und es mir jetzt gelingt, in Fällen wo ich einst gezögert habe.“ (Feininger 1942, zit. nach Hans Hesse, S. 148) In der amerikanischen Heimat knüpft Lyonel Feininger an seine bisherige Kompositionsweise an und entwickelt sie konsequent weiter. Ab 1941 findet er zu einem neuen, grafischen Stil, wobei Linie, Fläche und Farbe weiterhin seine Gestaltungselemente bleiben: Bisher nutzte er die Linien, um die Bildstruktur tragenden Flächen zu beschreiben, die er durch die Farbe Bedeutung und Tiefe verlieh. Nun verwendet er die Lienen als alleinige Träger der Bildstruktur, womit er die Farbe von ihrer form- und raumgebenden Aufgabe entbindet und ihr eine eigene Bedeutung zumisst. Mit ihr umschreibt er Kraftfelder, auf denen er die befreiten Linien setzte (Hans Hesse, S. 148f.). Auf diese Weise gelangt Feininger zu einer Abstraktion, in der er in knappsten Formulierungen das Wesentliche herausstellen kann, ohne sich von der außerbildlichen Wirklichkeit gänzlich zu lösen. Davon zeugt das hier vorgestellte Gemälde „Nachglühen II“. Der Maler zeigt uns hier eindrucksvoll die dichte Atmosphäre einer Abenddämmerung an der Küste. Im grünlichen Zwielicht ist die Sonnenscheibe schon ganz verschwunden. Die letzten Strahlen erscheinen am tiefliegenden Horizont und spiegeln sich in der glatten See. Lichte Wolkenbäder ziehen am Himmel vorbei, aus denen es partiell regnet. Bei genauerem Hinschauen kann man am Horizont schemenhaft ein Segelboot endeckten. Auch erkennt man auf der Kaimauer(?) die winzigen Silhouetten von Spaziergängern, die sich in dieser großen Landschaft zu verlieren scheinen. Was Feininger hier schildert ist nicht die Momentaufnahme eines realen Naturschauspiels. Er lässt uns vielmehr teilhaben an einer verallgemeinernden, transzendenten Version seiner Erinnerung. € 100.000 - 150.000 | $ 138.000 - 207.000


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