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Katalog 338 Zeitgenössische Kunst

174 348 POLKE, SIG MAR 1941 Oels/Niederschlesien - 2010 Köln Ohne Titel. 1993. Mischtechnik auf Leinwand. 94,8 x 75,2cm. Signiert und datiert verso oben rechts: S. Polke 93. Gewidmet auf der Querleiste des Keilrahmens. Atelierleiste. Wir danken Herrn Michael Trier, Estate of Sigmar Polke, Köln, für die freundliche wissenschaftliche Unterstützung. Provenienz: Atelier des Künstlers Privatsammlung Bonn (direkt vom Künstler) „Das Raster - das weiß jeder, der auch nur wenige Polke-Bilder gesehen hat - ist eines seiner ältesten Gestaltungsmittel, ja eine Urform seiner Kunst. Der Punkt ist darin die kleinste grafische Einheit. Er ist (zusammen mit der Linie) das Urelement schon der antiken Geometrie und damit der Darstellung bloß denkbarer Abstraktionen, also des Unsichtbaren. ... Dass zwischen Punkten Abstände liegen und sie wiederum aneinander schließen können, erzeugt den visuellen Urakt von Da und Nicht-Da, Anwesenheit und Abwesenheit. ... Der erste Punkt zeugt den nächsten, Linien, Häufungen, Füllungen, Gestalten, Trennungen, Abstände, Dichtigkeiten - und eben Raster. Diese sind Verfahren der Bildzerlegung und Bildsynthese von Bildern. ... Punkt und Raster bei Polke: Sie sind mehr als alle Themen und Motive, die er der industrialisierten Gegenwart entnimmt, diejenigen Grundelemente, durch die er sich am intensivsten mit dem Identitätslosen, Transpersonalen, Standardisierten der heutigen Hightechgesellschaften auseinander setzt. ... Das industrielle Prinzip, nämlich der identitätsauslöschende Standard, der aus Punkt und Raster besteht, wird bei Polke „entwendet“ und zu einem Prinzip der Kreativität und des auratischen Unikats verwandelt. Es ist, als solle der anthropologische Beweis angetreten werden, dass aus dem absolut Gesichtslosen das Antlitz des Menschen und der Dinge entstehen könnte.“ (Zitiert aus: Böhme, Hartmut: Punkt, Linie, Fluss, in: Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich, Sigmar Polke. Werk & Tage, Zürich/Köln 2005, S. 40f.). € 50.000 - 70.000 | $ 69.000 - 96.600


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