Page 186

Katalog 338 Zeitgenössische Kunst

© Barbara Klemm 2002 Gerhard Richter Der Maler, Grafiker und Fotograf Gerhard Richter ist einer der renommiertesten 184 Künstler der Gegenwart Deutschlands. Nach der Ausbildung zum Schriften- und Werbemaler studiert er von 1957 bis 1956 an der Kunstakademie in Dresden und arbeiten anschließend bis 1961 als Meisterschüler. Dann flieht er nach West-Deutschland und setzt bis 1964 sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf fort. Während dieser Zeit prägt er mit Sigmar Polke und Konrad Fischer (Lueg) den Begriff des „Kapitalistischen Realismus“ (kritische Auseinandersetzung mit der Kunst der sozialistischen Staaten und der westlichen Konsumgesellschaften). 1967 ist er Gastdozent an der Hochschule für bildende Kunst in Hamburg und 1968/69 Kunsterzieher in Düsseldorf. An der dortigen Kunstakademie ist er 1971 bis 1993 Professor für Malerei. Gemeinsam mit Blinky Palermo reist er 1970 nach New York. In Zusammenarbeit mit dem Künstler fertigt Richter bis 1972 singuläre Skulpturen an. 1972 nimmt er an der XXXVI. Biennale in Venedig und bis 1997 an der documenta 5 bis 10 teil. Als Gastprofessor ist er 1978 an dem Nova Scotia College of Art in Halifax und 1988 an die Städelschule, Frankfurt (Main) tätig. 1983 siedelt er nach Köln über. Seit den 1980er Jahren erhält Richter zunehmend internationale Anerkennung. So wird in mehreren Städten Europas 1993/94 eine umfassende Retrospektive gezeigt. Anlässlich seines 70. Geburtstages präsentiert das MOMA in New York 188 seiner Werke; es ist die größte Ausstellung, die das Museum je einem lebenden Künstler widmet. 2005 wird das Gerhard-Richter- Archiv in Dresden eingerichtet. 358 -363 ROT-BLAU-GELB „Wenn ich ein Abstraktes Bild … male, weiß ich weder vorher, wie es aussehen soll, noch während des Malens, wohin ich will, was dafür zu tun wäre. Deshalb ist das Malen ein quasi blindes, verzweifeltes Bemühen, wie das eines mittellosen, in völlig unverständlicher Umgebung Ausgesetzten – wie das von einem, der ein bestimmtes Sortiment von Werkzeugen, Materialien und Fähigkeiten besitzt und den dringenden Wunsch hat, etwas Sinnvolles, Brauchbares zu bauen, das aber weder ein Haus noch ein Stuhl noch sonst irgend etwas Benennbares sein darf, der also draufloshaut in der vagen Hoffnung, dass sein richtiges, fachgerechtes Tun letztlich etwas Richtiges, Sinnvolles zustande kommen lässt.“ (Richter, Notizen 1985, in: Gerhard Richter - Text 1961 bis 2007, Schriften – Interviews - Briefe, Köln 2008, S. 142) Anfang der 1970er Jahre begann Gerhard Richter gestische Abstraktionen zu malen. Zu diesen gehören die zwischen 1971 und 1973 als Edition ausgeführten „Vermalung (grau)“, „Vermalung (braun)“ und die hier vorgestellten Bilder „Rot-Blau-Gelb“. Für diese Arbeiten wurde eine unterschiedliche Anzahl von kleinen Leinwänden unmittelbar zu einem Block nebeneinander gehängt, den Richter dann als Ganzes mit prägnantem, starkem Farbauftrag und ausgreifenden, kreisenden Pinselzügen bzw. Farbschlieren bemalte. Da Richter emotionslos die Farben in endlosen Bahnen auftrug, machte er die Textur des Bildes allein zum Gegenstand der Malerei. Demzufolge ist jedes einzelne kleine Gemälde zwar Teil eines Ganzen, es kann aber nach der Trennung auch ohne einen Verweis auf den ursprünglichen Zusammenhang als eigenständiges Werk existieren. Das ursprüngliche Gesamtbild „Rot-Blau-Gelb“ bestand aus 100 Leinwänden, die zusammengefügt ein Format von 260 x 534cm ergaben. Nach Fertigstellung wurden die kleinen Leinwände separat verkauft. Die hier gezeigten sechs benachbarten Einzelstücke ergaben den unteren linken Eckbereich. Die Losnummern 358-363 können auf Wunsch gemeinsam versteigert werden. In diesem Fall werden die Losnummern 358-363 einzeln nur unter Vorbehalt zugeschlagen und anschließend mit der Gesamtzuschlagssumme erneut aufgerufen. Ansicht der Gesamtinstallation im Atelier


Katalog 338 Zeitgenössische Kunst
To see the actual publication please follow the link above