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Katalog 338 Zeitgenössische Kunst

402 STÖHRER, WALTER 1937 Stuttgart - 2000 Scholderup Figuren-Landschaft. 1979. Mischtechnik auf Leinwand. 200 x 250cm. Signiert oben links: W. Stöhrer 79 sowie auf einem Atelieraufkleber bezeichnet: Figuren-Landschaft II 200 x 250cm 1979 Berlin. Zusätzlich mit Richtungspfeilen versehen und auf Leinwand bezeichnet. Provenienz: Atelier Walther Stöhrer (Aufkleber) Privatsammlung Berlin Privatsammlung Dr. Oerter Literatur: Walter Stöhrer Stiftung (Hrsg.): Werkverzeichnis der Malerei 1957-1999 Walter Stöhrer, Berlin 2008, Wvz.-Nr.79.13 Abb. „Walter Stöhrer verunsichert mit seiner Malerei, weil sie den Betrachter mit zugreifender Heftigkeit und gleichzeitig singender Schönheit überwältigt; sie stößt ab und verführt zugleich. Sie verwehrt sich einem direkten Zugang, weil sie nichts erzählt und nichts beschreibt, womit spontane Identifikation möglich wäre. Gleichwohl zeigt sie sich als Malerei ganz unverstellt und übt darüber einen machtvollen Sog aus, der den Betrachter mitten ins Bildgeschehen reißt. Orientierungshilfen 234 werden nicht gegeben oder erweisen sich als äußerst fragwürdig: Oben, Unten, Tiefe, Nähe, Rechts und Links sind immer nur für den Moment erfahrbar; im nächsten ist dem Auge jeder Halt entzogen. In mächtigen, strömenden und sich überstürzenden Bewegungen und Gegenbewegungen wird der Blick getrieben, daß er seinen Ort nicht mehr kennt. Der Betrachter ist einer Malerei ausgesetzt, die in ihrer Wucht wie ein Zusammenstürzen ganz unterschiedlicher elementarer Ereignisse ist, dem er nicht entrinnen kann. ... Perspektive spielt in diesen Bildern keine Rolle; es wird ja auch nichts abgebildet. Die Leinwand ist das Feld, auf dem sich der Künstler im Wortsinne ergeht; sie ist der Tatort der Malerei. Auch in dieser Hinsicht ist das Bild Ereignisort. Das Bild folgt im Aufbau keiner vorentworfenen Komposition, sondern wächst und verändert sich im Prozess des Malens, in dem auf das bereits entstandene reagiert wird. Durch Farbe, Gestik und Linie entsteht eine Räumlichkeit, die nur dem Bild zu Eigen und als solche durchaus real ist. Sie hat mit der äußeren Wirklichkeit, dem physikalischen Raum, in dem wir stehen, allerdings nur wenig gemein. Dieser rein bildnerische-malerische Raum ist von großer Suggestionskraft, voll emotionaler Spannungen und ganz widersprüchlicher Expressivität. In der Entstehung wie in seiner gewachsenen Gestalt ist der Raum des Bildes Ereignis.“ (Merkert, Jörn: Das implodierende Sehen. Walter Stöhrer und die Malerei in: Walter Stöhrer Bilder 1961-1988, Berlin 1989, S. 213f). € 20.000 - 30.000 | $ 27.600 - 41.400


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