Page 242

Katalog 338 Zeitgenössische Kunst

407 THIELER, FRED 1916 Königsberg - 1999 Berlin R.W. BI/76. 1976. Mischtechnik und Collage auf Leinwand. 201 x 139cm. Signiert unten links: F. Thieler. Signiert, betitelt, datiert und Nummernangabe verso: F. Thieler 1976 Collage „R.W. Bl/76“ 200/140. Atelierleiste. Wvz. Melchior Nr. 7/151 Provenienz: Firmensammlung USA Ausstellungen: Galerie Georg Nothelfer am Bahnhofsplatz, Kassel 1977 Märkisches Museum, Witten 1979 240 „Bei Fred Thieler liegt das Bild aus genau demselben Grund am Boden wie bei (Jackson) Pollock: um ein letztes Maß an Kontrolle über die fließende Materie der Farbe zu behalten; damit sie nicht völlig unkontrolliert ihre Bahnen sucht, wie sie es beim bespritzten Staffeleibild täte. … Die liegende Leinwand erlaubt also dem Maler, die willkürlich gesetzte Farbe in aller Eigenwilligkeit, die ihr von ihm zugestanden wird, während des „Malens“ doch noch nach seinem Willen zu lenken. Zeichnung, Lineatur, graphische Elemente - die herausragenden Instrumente bildnerischer Kontrolle - spielen in Thielers Bildern so gut wie keine Rolle. Denn Thieler gießt die Farben in allen Aggregatzuständen, schüttet sie in dünnflüssigen Sturzbächen, die als transparent schimmernde Farbhaut die Fläche wie einen Schleier überdecken; er zieht zähfließende Streifen aus dem Farbtopf über die Leinwand, die andere Farbteiche verschwinden lassen, sich hier mischend verdünnen und Schlieren bilden, dort sich fast kristallin verdichten und an den Rändern ausfasern oder als massige Farbinseln zum Stillstand kommen. Das Bild ist das alchemistische Experimentierfeld der Farbe als Materie, und Fred Thieler darin ihr Meister. Durch heben und senken der Leinwand, durch Störelemente wie Bretter, Latten Dosendeckel, die er unter die Leinwand schiebt, durch Papiere und Kartons, die auf die Malfläche gelegt werden und unter der Fülle an Farbe in das Bild gleichsam collagiert und später teilweise abgerissen oder auch ganz wieder entfernt werden ….: Mit solchen Techniken führt Thieler seinen „Dialog mit der Farbe“, dirigiert er die Materie, kontrolliert er, greift er ein und lässt er vor allem zu. Je freier sich Farbe als Materie entfalten kann und dabei die unterschiedlichsten Gestaltungsformen annehmen kann, desto entgrenzter sind die Bildmöglichkeiten.“(Merkert, Jörn: Kreative Umwege oder Die Kunst von Fred Thieler von außen betrachtet, in: Firmenich, Andrea/Merkert, Jörn, Fred Thieler - Monographie und Werkverzeichnis, Köln 1995, S. 22). Fred Thieler begrenzt seine Farbpallette auf reine Grundfarben wie Blau und Rot, aber auch Weiß und Schwarz. Das Operieren mit der reduzierten, konzentrierten Farbwahl ist seine Methode, um bessere Kontrollmöglichkeiten über den Verlauf der Farbe zu gewinnen. € 30.000 - 50.000 | $ 41.400 - 69.000 *


Katalog 338 Zeitgenössische Kunst
To see the actual publication please follow the link above