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Katalog 338 Zeitgenössische Kunst

Zeitgenössische Kunst 412 Cy Twombly Der Maler, Fotograf und Objektkünstler Cy Twombly (Edwin Parker Twombly Jr. so sein bürgerlicher Name) ist einer der bedeutendsten Künstler Amerikas. Er gehört zur zweiten Generation der dortigen Abstrakten Expressionisten. Seine Kunstausbildung beginnt er 1947 an der School of the Museum of Fine Arts in Boston und 1949/50 an der Washington and Lee University in Lexington. In New York setzt er das Studium an der Students League fort, wo er Robert Rauschenberg kennen lernt. Dann nimmt er 1951/52 Unterricht u.a. bei Robert Motherwell 246 und Franz Kline am Black Mountain College in North Carolina. Daran anschließend reist er mit Rauschenberg durch Südamerika, Spanien, Nordafrika und Italien. 1953 kehrt Twombly nach New York zurück und unterrichtet 1955 am Southern Seminary and Junior College in Buena Vista/Virginia. 1957 lässt er sich in Rom nieder, wo er, unterbrochen von Aufenthalten in den USA, bis zu seinem Tod lebt und arbeitet. In den folgenden Jahren unternimmt er Reisen nach Kuba, Mexico, Nordafrika und ins Mittelmeergebiet. In seinen malerischen Kompositionen entwickelt Twombly ein subtiles Geweben von Grafittis, die aus Diagrammen, Buchstaben und Worten bzw. Wortfragmenten, aus Farbspuren und -verwischungen sowie aus verschiedenen Materialien bestehen. Inspiriert von den Werken der Abstrakten Expressionisten, v.a. die von Kline sowie von den Bildern Paul Klees beschäftigt er sich in seinen frühen Werken mit der Bewegung und der Linie. Hier legt er seinen Fokus auf das Zusammenwirken von einzelnen skripturalen Elementen und verdichteten Überlagerungen, wobei er der Linie als Zeichen sowie als Ausdruck der Geste eine Mehrdeutigkeit verleiht. Der Malgrund dient ihm hierfür nicht als Abbild, als Spiegel, seiner künstlerischen Imagination. Sie ist ihm vielmehr eine Ebene, eine Entsprechung, seiner geistigen und emotionalen Projektionen, die von jäher Eruption bis zur Kontemplation reichen. Ab dem Beginn der 1960er Jahre verbindet Twombly diese geistig-emotionalen Bildgehalte mit mythologischen und literarischen Verweisen auf die abendländische Kultur. Zudem verwendet er zunehmend malerische Elemente zur Akzentuierung wie etwa Farbflecken in intensiven Tönen, die er teilweise zu größeren Flächen erweitert. Seit Mitte der 1970er Jahre integriert er Papiercollagen in seine Kompositionen und mischt verschiedenste Malmittel miteinander wie Öl, Acryl oder Farbkreide, mit denen er vielschichtige Oberflächenstrukturen erreicht. Damit einhergehend löst er in den folgenden Jahren die grafischen Elemente zugunsten heftiger, expressiver Farbwirbel auf. Dergestalt gelangt er in den 1990er Jahren zu seinen fauvistisch anmutenden Blumenbildern. Neben den malerischen und zeichnerischen Arbeiten fertigt Twombly seit 1951 auch Fotografien an. Zudem schafft er in den 1950er und ab Mitte der 1970er Jahren Skulpturen. Für die kleinen Objekte verarbeitet er einfache, alltägliche Fundsachen, die dann übermalt er. Einige gießt aber auch in Kunstharz oder Bronze.


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