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Otto Mueller - Auktion 401, Los 63

1874 Liebau/Schlesien - 1930 Breslau

Modern | Post War | Contemporary
am 29.11.2017, Los 63
Taxe: € 30.000
Ergebnis: € 77.400
(inkl. Aufgeld)

MUELLER, OTTO
1874 Liebau/Schlesien - 1930 Breslau

Titel: Akt / Zigeunermädchen.
Datierung: Um 1927.
Technik: Pastell auf Velin.
Maße: 50,5 x 39cm.
Bezeichnung: Signiert unten Mitte rechts: Otto Mueller.
Rahmen/Sockel: Rahmen.

Provenienz:
Sammlung Max Stern, New York (bis 1983)
Galerie Wolfgang Ketterer, München (1983)
Wolfgang Ketterer, Auktion 71, 1983, Nr. 767, Farbtafel
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Literatur:
Lüttichau, Mario-Andreas von/Pirsig, Tanja (Hrsg.): Otto Mueller - Werkverzeichnis der Gemälde und Zeichnungen, München/Berlin/London/New York 2008 (CD 2. Auflg.), WVZ.-Nr. 610

Von seinen Zeitgenossen wird Otto Mueller als zurückhaltend, nachdenklich und verträumt beschrieben. So künden seine Bilder auch, anders als die seiner Brücke-Freunde, von einem harmonischen Einvernehmen von Form und Inhalt. Dabei gilt sein Interesse vor allem der Fläche. Mit geringen Mitteln reduziert er das Körpervolumen zu einfachen Formen, denen er mittels sanfter, an der Natur orientierter Farbnuancen einen einheitlichen Klang verleiht.
Mit diesem malerischen Vokabular verschreibt sich Mueller schon früh einem Sujet - dem (weiblichen) Akt in der Natur. Über 20 Jahre inszeniert er immer von neuem Figurengruppen in einer Hintergrundlandschaft oder belebt eine Landschaft durch einzelne Figuren.

Waren es vor dem Ersten Weltkrieg etwa seine Freunde, die er badend an den Moritzburger Seen bei Dresden malte, so sind es ab 1919 Angehörige der Sinti und Roma, denen er auf seinen zahlreichen Reisen durch Osteuropa begegnet. Fasziniert von ihrer von den Normen der bürgerlichen Gesellschafft befreiten Lebensweise verbringt er immer wieder eine Zeit lang mit ihnen und schildert ihren Alltag auf Papier und Leinwand.
Bekannt ist er jedoch durch seine Aktdarstellungen von "Zigeunermädchen" in der Natur, wie in dem hier vorgestellten Pastell: Mit schnellem Stich umgrenzt Mueller den schlanken Körper der jungen Frau und modelliert ihn mit nur wenigen farbigen Schraffuren. Ruhig und anmutig steht sie an einen Baumstamm gelehnt, ganz in sich versunken. Die sie umgebende Vegetation gibt der Künstler dagegen mit dynamischen Kreidezügen wieder. Obwohl diese Arbeit spontan und skizzenhaft angelegt ist, bringt Otto Mueller hier eindrucksvoll seine Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies zum Ausdruck. Das Dasein des Menschen, eingebettet in die vitalen Kräfte der Natur, ist das eigentliche Thema seiner stillen Werke.

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