Johann Friedrich Böttger

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Die sächsischen Staatskassen waren durch den Nordischen Krieg (1700–1721) und die opulente Hofhaltung August des Starken erschöpft. Auf der Suche nach neuen Einnahmequellen setzte der Kurfürst seine Hoffnungen auch in alchemistische Versuche, die trotz der beginnenden Aufklärung in der Zeit nach 1700 als wissenschaftliche Experimente verstanden wurden. Zu dieser Zeit erregte ein Apothekergehilfe aus Berlin in diesem Zusammenhang Aufsehen: Johann Friedrich Böttger (vermutlich 1682–1719) war durch seine Kontakte zu dem Mönch und Alchemisten Lascaris sowie durch öffentlich durchgeführte Vorführungen seiner Experimente zu dem Ruf gekommen, Gold herstellen zu können. Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, ein weiterer Monarch in finanziellen Engpässen, erfuhr von diesem Goldmacher und erließ 1701 gegen ihn einen Haftbefehl, woraufhin Böttger nach Wittenberg floh. Ein Auslieferungsgesuch des preußischen Fürsten wurde von August dem Starken abgelehnt, der Böttger umgehend nach Dresden überführen ließ, um ihn dort in Schutzhaft zu nehmen und ihn in seine Dienste zu stellen.

Im Jahr 1703 unternahm Böttger einen Fluchtversuch, nachdem sämtliche Bemühungen, Gold herzustellen, gescheitert waren und es ihm zunehmend schwerfiel, seinen Auftraggeber zu vertrösten. Nachdem er in Böhmen gefasst werden konnte, wurde er auf der Albrechtsburg in Meissen inhaftiert. Da man sein wissenschaftliches Talent trotz seiner gescheiterten alchimistischen Unternehmungen erkannt hatte, wurde Böttger mit der Erarbeitung neuer technischer Verfahren beauftragt. Die ersten Nachweise konkreter Versuche zur Herstellung eines unter hohen Temperaturen gebrannten keramischen Materials stammen aus dem Jahre 1705. Böttger gelangte zur Erkenntnis, dass sich gewisse Erden in der Verbindung mit kalkhaltigen Zusätzen verflüssigen und führte eine Vielzahl an Versuchen durch, um die Rezeptur für ein ideales Mischverhältnis zu erlangen.

1709 führten diese Experimente zum Erfolg. Wenn ihm auch die Produktion von Gold misslungen war, so konnte Böttger seinem Fürsten doch eine bemerkenswerte wissenschaftliche Errungenschaft präsentieren: Das erste in Europa hergestellte Porzellan. Mit Böttgers Hilfe wurde in kurzer Zeit eine produktionsfähige Manufaktur eingerichtet, die 1710 ihre Arbeit aufnehmen konnte. Die langjährigen Experimente mit Brennöfen und Chemikalien forderten einen hohen Tribut an die Gesundheit des Wissenschaftlers, der nach schwerer Krankheit 1719 mit nur 37 Jahren in Dresden verstarb.