Johann Joachim Kaendler

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Kaendler wurde 1706 vermutlich im sächsischen Ort Seeligstadt geboren. Sein künstlerisches Talent wurde früh von seinem Vater erkannt, der den Sohn förderte und bereits im Elternhaus den Grundstock für eine fundierte humanistische Bildung legte. Ab 1723 ging Kaendler bei dem Dresdner Hofbildhauer Benjamin Thomae in die Lehre, wo er eine Ausbildung zum Steinmetz, Schnitzer und Steinbildhauer erhielt. August der Starke wurde sehr bald auf das Talent des jungen Künstlers aufmerksam und ernannte ihn 1730 selbst zum Hofbildhauer. Bereits im folgenden Jahr wurde Kaendler als Modelleur an die Meissener Porzellanmanufaktur berufen und schon 1733 zum Modellmeister ernannt.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Gottlieb Kirchner, dem es bisweilen schwerfiel, sich von seiner als Bildhauer erlernten Praxis zu lösen, gelang es Kaendler, sich auf die Neuheiten des Materials Porzellan einzulassen. Er entwickelte einen begeisterten Ehrgeiz dafür, das volle Potential des neuen Materials auszuschöpfen und seine Möglichkeiten und Grenzen zu erkunden. Gepaart mit seinem Talent und seiner hohen Produktivität führte dies innerhalb kurzer Zeit zu beeindruckenden Leistungen von hoher künstlerischer Qualität. Schnell verstand er, dass nur ein umfassendes Verständnis für die Materialeigenschaften im Zusammenhang mit den technischen Vorgängen der Produktion zu optimalen Ergebnissen führen konnte. In Kooperation mit den Arkanisten, die die Porzellanmasse herstellten und ihn über die Wirkung des bei der Trocknung und beim Brand stattfindenden Transformationsprozesses auf die Form und Statik eines Modells unterrichteten, passte er seine Kunst den Fertigungsprozessen an.

Über technische Aspekte hinaus bemühte sich Kaendler zudem um die Optimierung arbeitsorganisatorischer Prozesse in der Manufaktur. Er erkannte, dass sein hoher Anspruch an die plastische Gestaltung seiner Modelle nur erfüllt werden konnte, wenn er über seine Verantwortlichkeiten als Modelleur der Urstücke hinaus die Former und Dreher bei der Anfertigung der Abformungen persönlich anleitete und unterstütze. Die Fähigkeit, technische und organisatorische Prozesse der Produktion in einem Entwurf zu berücksichtigen, war für Kaendler als Künstler eine gänzlich neue Herausforderung. Der schnell erlangte Ruhm und Erfolg der Meißner Porzellanmanufaktur begründete sich zu großen Teilen auf Kaendlers technische, organisatorische aber auch künstlerische Leistung. Sein umfangreicher Formenschatz repräsentierte in seiner anmutigen Leichtigkeit und Eleganz einen vollkommenen Ausdruck des Rokoko. Johann Joachim Kändler starb am 17. Mai 1775 in Meißen.

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