Historismus

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Der Historismus gilt als Übergang zwischen Biedermeier und Jugendstil, erstreckt sich über viele Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts bis zum ersten Weltkrieg. Anstatt wie die klassische Moderne alle Stränge zur Vergangenheit zu kappen, bediente sich der Historismus zahlreichen Stilelementen der Vergangenheit, die nebeneinander zitiert und variiert wurden. Es handelte sich darum um eine sehr pluralistische Formensprache, die nicht zuletzt seit der Arts and Crafts Bewegung in England sich in hoch spezialisierten Handwerkskammern und Gilden organisierte. Die Perspektive dieses Stils geht einher mit der Restauration. Nachdem die Französische Revolution den Adel hinweggefegt hatte, kehrten mit Louis XVIII und Charles X die Brüder des guillotinierten Königs Louis XVI auf den Thron zurück und versuchten den Adel wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Eine verklärte, nostalgische Perspektive, die den Absolutismus beschönigte und die in Bauwerken Ludwigs II von Bayern ihren Höhepunkt suchte. Während die Dampfmaschinen und der technische Fortschritt immer lauter wurden, wurden eben diese Maschinen hinter Formen der Vergangenheit versteckt. Eine Vorliebe für Detailreichtum setzte sich durch. Das Dekor bestimmte dabei die Form. Die Dekoration, das dekorative Element übernahm die Herrschaft über den Geschmack der Zeit.

Üppiger Granatschmuck, Saatperlen, granulierte Goldperlen finden sich neben antikisierenden Themen, wie Mondbroschen die die Trägerinnen zu Göttinnen der Jagd machten. Gemmen wurden zu nie vorher gefundenen Motiven in höchster Qualität geschnitzt. Während in der ersten Phase historistischer Goldschmiedekunst vermehrt mittelalterliche und Renaissance-Stilelemente benutzt wurden, folgten später vor allem rokoköse und klassizistische Dekore. Es ist die Zeit der Bälle und großer Abendveranstaltungen, die nach großen Paruren verlangte, die mit Diamanten, Perlen und Farbsteinen uns heute noch ein königliches Bild vermitteln.

Queen Victoria von England brachte als jahrzehntelange Witwe besonders für den englischsprachigen Raum Trauerschmuck in Mode.

Als zum Ende des 19. Jahrhunderts Frauen an die Universitäten drängten, um ihr Wahlrecht kämpften und gegen ihren sozialen Status aufbegehrten wurde der Schmuck dezenter, zurückhaltender und insbesondere Modeschmuck gewann an Bedeutung.

So vielseitig wie der Stil selbst, sind es auch die Schmuckstücke, die uns heute noch Auskunft über ihre Zeit und Ideale geben.