Joerg Immendorff - Auktion 405 Los 1017, 57100-16, Van Ham Kunstauktionen — Jörg Immendorff: Auktion 405, Los 1017 aus unserer Rubrik: Post War Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle

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Jörg Immendorff - Auktion 405, Los 1017

1945 Bleckede/Elbe - 2007 Düsseldorf

Sammlung Rheingold
am 06.12.2017, Los 1017
Taxe: € 20.000
Ergebnis: € 55.470
(inkl. Aufgeld)

IMMENDORFF, JÖRG
1945 Bleckede/Elbe - 2007 Düsseldorf

Titel: Ohne Titel.
Datierung: 2000.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 280 x 210cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten rechts: Immendorff 00.
Rahmen/Sockel: Rahmen.

Provenienz:
Galerie Michael Werner, Köln (Aufkleber)
Sammlung Rheingold

Ausstellungen:
Kunsthalle Düsseldorf, 2012

Literatur:
Gohr, Siegfried (Hrsg.): Jörg Immendorf. Werkverzeichnis Gemälde. Band III, 1999-2007, Köln 2015, WVZ.-Nr. III.056 mit Abb.
Sammlung Rheingold (Hrsg.): 10 Jahre Sammlung Rheingold, Düsseldorf 2012, Farbabb. 172

In Immendorffs spätem Werk stehen nicht mehr politische und gesellschaftliche Themen im Fokus seines Schaffens, sondern eine Hinwendung zur reinen Malerei und einer intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen visionären und geistigen Fähigkeit. Immendorff selbst bezieht in einem Interview Stellung zu seinen neuen Bildern: "Ich bin froh, dass sie auf Grund ihrer radikalen Konzentration nicht mehr selbstverständlich die Frage nach der Fabel provozieren. Ich habe Schritt für Schritt das erzählende Lametta hinweggerafft, so dass die Fraktur von Form und Farbe wie von selbst im Mittelpunkt steht...". (In: Welt am Sonntag, 12.03.

2000).
Eine immer wiederkehrende Figur in den späten Bildern ist ein weiblicher Akt, der auf zwei Kugeln steht bzw. vielmehr balanciert. Der hier dargestellte Akt erscheint rätselhaft und surreal. Er erinnert an Renaissance-Grafiken und wirkt wie ausgeschnitten vor dem fast monochrom bläulichen Hintergrund. Ihre Rechte umfasst nur leicht den Knauf eines Gehstocks, mit der Linken dagegen stützt sie sich fest auf eine Krücke. Offensichtlich kann diese Figur keinen Schritt machen, da sie auf den Kugeln gefangen ist. Um das Gleichgewicht zu halten, muss sie sich aufstützen. Im Vordergrund der Krücke schwebt ein raupenähnlicher Kokon, der ungleich organischer wirkt. Durch den weichen Umriss ist der Kokon wie von einer Aura umgeben. Seine obere Hälfte ist in kühlem Dunkelgrau-Schwarz gehalten, der untere Bereich in warmen rot-orangenen Tönen. Zwei Medaillons sind dort eingeschrieben - eine die Sonne stützende Hand und eine geflügelte Hand. Die Figur weckt Assoziationen an körperliche Einschränkungen und Beklemmungen. Mit ihrem labilen Stand kann man diese als ein Zeichen für Unsicherheit und Veränderung begreifen. Oder als eine Metapher für das beschwerliche Schreiten im irdenen Dasein. Der raupenähnliche Kokon wartet auf seine Metamorphose, um ein anderes Tier zu werden. Die Medaillons verweisen mit Zeichen der Unbeschwerlichkeit (Sonne und geflügelte Hand) auf ein neu beginnendes Leben, befreit von den irdenen Fesseln.

Informationen Sammlung Rheingold.

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