Sammlung Arthur Maier – Marianne Matella

VAN HAM Restitutionen

Erneut übernahm das Kölner Auktionshaus VAN HAM bei einer Restitutionsverhandlung die verantwortungsvolle Rolle als Vermittler. Nach fünfjähriger Recherche und Verhandlung kommen nun erstmals (!) – und dann gleich zwei – Werke aus der bedeutenden Kunstsammlung des jüdischen Porzellanfabrikaten Arthur Maier (†1935) in einer Auktion zum Aufruf. Die beiden Gemälde „Jagdstillleben mit Singvögeln" von Jan Fyt und Antonio Francesco Peruzzinis Arbeit „Große Landschaft mit Figurenstaffage“ sind Teil der Auktion "Fine Art" am 2. Juni 2021. Sie waren bis 1935 Teil der Kunstsammlung Arthur Maiers in Karlsbad, welche 1925 von der Zeitschrift „Der Sammler“ in die „Reihe der großen europäischen Privatsammlungen“ gestellt wurde.

Nach Maiers Tod ging die Sammlung, wie auch das luxuriöse Karlsbader Kurhaus „Villa Splendid“, an die uneheliche Tochter Marianne Matella als Alleinerbin. Durch die angespannte politische Lage im Sudetenland mit dem bevorstehenden Einmarsch der deutschen Truppen blieben die Kurgäste aus, wodurch Matella in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Die Emigration in die Schweiz planend, verkaufte sie ein Werk Goyas an die Staatsgalerie in Prag und gab ein Gemälde von Pieter Bruegel dem Älteren als Sicherheit für geliehenes Geld in eine Bank. Doch für die Auswanderung war es zu spät. In ihren Erinnerungen, die u.a. im Staatlichen Kreisarchiv von Karlsbad liegen, schreibt Marianne Matella 1946: „Gleich nach der Besetzung von Karlsbad wurde ich unaufhörlich von der Gestapo verfolgt.“ Weiter heißt es: „Am Tag, an dem die örtliche Synagoge niedergebrannt wurde, drang eine Horde von etwa 15 Nazis in mein Haus ein. Ich versteckte mich auf dem Dachboden und erlitt einen Nervenzusammenbruch.“ Von nun an stand sie nicht mehr „nur“ unter der Beobachtung der Gestapo, auch ihr Vermögen wurde von einem reichsdeutschen Treuhänder kontrolliert. Dazu schrieb Matella: „Es wurde zu mir ein Auktionator der Firma Lempertz aus Köln gesandt.“ In einem weiteren Schriftstück heißt es: „Ich war gezwungen, eine vom Vater geerbte Sammlung alter Gemälde in Köln zu verkaufen.“

Dieser Verkauf fand am 30. November 1939 beim Kunsthaus Lempertz in Köln statt. Der Auktionskatalog führt 37 Werke aus einer „bedeutenden sudetendeutschen Sammlung“ auf, darunter auch die beiden Gemälde von Jan Fyt und Antonio Francesco Peruzzini, das damals aufgrund der sehr engen künstlerischen Verwandtschaft seinem berühmten Lehrer Alessandro Magnasco zugeschrieben wurde. Der Auktionskatalog verweist bei den beiden Losen nicht auf die Provenienz, jedoch auf zwei Artikel von Otto Kletzl aus der Zeitschrift Belvedere von 1931 und 1932. Recherchiert man diese Artikel, gelangt man schnell zu der Provenienz der Bilder, da die Artikel den „Bildern der Sammlung Arthur Maier-Karlsbad“ gewidmet sind. So erklärt sich dann auch der Hinweis auf eine „bedeutende sudentendeutsche Sammlung“ auf den ersten Seiten des Katalogs.

Da die Erbengemeinschaft Arthur Maiers zum Zeitpunkt der Einlieferung der beiden Werke bei Van Ham (2016) erst im Begriff war sich zu formieren, gab es bis dato keine Hinweise in der Datenbank von Lost Art. Erst durch Vermittlung von Anna Rubin von der HCPO (Holocaust Claim Processing Office) in New York, USA, konnte nach fünf Jahren mit der Dresdner Rechtsanwältin Dr. Sabine Rudolph, die die Erben Arthur Maiers / Marianne Matella vertritt, eine Einigung gefunden werden. Dank des Bewusstseins der Veräußerer für die Verantwortung gegenüber der Vergangenheit und durch die Unterstützung von Markus Eisenbeis, Geschäftsführer von Van Ham Kunstauktionen, der mit seiner Erfahrung mit Restitutionen als Vermittler agierte, konnten sich die jeweiligen beteiligten Parteien auf eine Restitution einigen.

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