Page 10

Katalog 316 Apothekensammlung

Vorwort Mens sana in corpore sano – ein gesunder Geist in einem gesun- Laboren Heilmittel zubereitet und weiterentwickelt, sowie in den Körper lautet ein Zitat aus den Satiren des römischen Dich- Hospitälern in Ausübung christlicher Nächstenliebe Kranke ver- ters Juvenal. Die körperliche Gesundheit zu erhalten bzw. wieder sorgt und gepflegt. herzustellen war von je her das Bestreben der Menschheit. Mit dem schnellen Wachsen der mittelalterlichen Städte werden Bereits aus der Frühgeschichte Chinas sind uns Beschreibungen auch die hygienischen Probleme immer größer, Seuchen stellen von Heilpflanzen des Kaisers Shennong bekannt. eine ständige Bedrohung dar. Langsam entwickelt sich hier aus Das in der Universitätsbibliothek Leipzig aufbewahrte, dem Umfeld von Gewürzhändlern der Berufsstand des Apothe- ca. 3500 Jahre alte ägyptische Papyrus Ebers enthält Rezep- kers. Interessant ist eine Bestimmung aus dem Gesetzbuch des turen zur Herstellung von Heilmitteln. Stauferkönigs Friedrich II. (1194-1250): „Verbot einer Interes- Im antiken Griechenland kam es zur ersten Blütezeit der Phar- sengemeinschaft zwischen Arzt und Apotheker; Verbot des mazie. Basierend auf genauen Naturbeobachtungen entstanden Apothekenbesitzes für Ärzte; Beschränkung der Apothekengrün- die ersten großen Krankheits- und Heilmitteltheorien. Als eine dung auf bestimmte Orte; Notwendigkeit, einen Eid zur Führung der wichtigsten Persönlichkeiten dieser Zeit ist Hippokrates einer Apotheke abzulegen; der Preis der Arzneimittel“(aus anzusehen. In seinem Umfeld entstand die später vom römi- Huwer,2008,S.24/25). Diese Gesetze sind bis heute Grundlage schen Arzt Galen weitergeführte „Vier-Säfte-Lehre“, nach der unsere Apothekenverordnung. im menschlichen Körper vier Säfte wirken, Blut, Schleim, Gelbe Im Laufe der Neuzeit wurden Arzneimittel und Heilbehandlungen und Schwarze Galle. Sind diese Säfte im völligen Gleichgewicht, immer weiter verbessert. Durch die Erfindung der Buchdruck- ist der Körper gesund. Bei einer möglichen Behandlung ist also kunst wurde das erlangte Wissen einer breiten Öffentlichkeit zur darauf zu achten dieses Gleichgewicht wieder herzustellen. Diese Verfügung gestellt. So z.B. das große Destillierbuch des Straßbur- um 400 v.Chr. entwickelte Lehre sollte ihre Gültigkeit bis weit in ger Arztes Hyronimus Brunschwig (siehe Kat.-Nr.1372). Das 1512 die Neuzeit erhalten. Die uns wohl bekannteste Anwendungs- erstmals erschienene Buch verlor bis ins 19. Jahrhundert nichts methode ist der noch im 19. Jahrhundert angewandte Aderlass. an Bedeutung und war Vorbild für viele weitere Destillierbücher. Nach dem Untergang der Antike ist es insbesondere der Aber auch der Aberglaube beherrschte noch stark die Neuzeit. arabischen Welt zu verdanken, dass das antike Wissen nicht So sind die Übergänge zwischen Heilwissen und Aberglaube, verloren ging. Viele Schriften wurden ins Arabische übersetzt. zwischen Apotheke und Wunderkammer fast fließend. Findet Nach antiken Vorbildern wurden Medizinschulen gegründet, man doch exotische Tiere und Pflanzen, sowie wertvolle Steine die berühmteste befand sich im südpersischen Gondischapur. in beiden Einrichtungen. Ob Narwalzahn, das sogenannte Heilmittel und Behandlungsmethoden wurden stetig verbessert Einhorn, Rhinozeros, Elfenbein, Alraunen, Elefantenlaus oder und weiterentwickelt. Diese Errungenschaften der persischen Serpentin, all diese Dinge waren exotisch und kostbar. Schon seit Gelehrten bildeten letztlich den Grundstock unseres abendländi- der Antike wurden ihnen heilbringende Wirkungen zugeschrie- schen Wissens. ben, so dass sie schon früh auch als Medizin eingesetzt wurden, In Europa bildeten zum Beginn des Mittelalters die Klöster die aber gleichzeitig auf Grund ihrer Kostbarkeit begehrte Samm- Zentren allen geistigen Lebens. In Bibliotheken wurde das Wissen lungsstücke darstellten. Auch die Einrichtung von Apotheke der Antike und des Morgenlandes aufbewahrt, in den Gärten und Wunderkammer ist verwandt, so erinnert das Offizin eines wurden mannigfaltig Heilpflanzen und Kräuter angebaut, in Apothekers mit seinen vielen Schüben und Abstellflächen zur Literatur: Elisabeth Huwer. Das Deutsche Apotheken-Museum. Regensburg 2008. 8


Katalog 316 Apothekensammlung
To see the actual publication please follow the link above