Page 39

Katalog 321 Kunstgewerbe

Neben Frankreich waren in England und Holland in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts die wichtigsten Zentren der Möbelfertigung zu finden. Nach seiner Ausbildung im väterlichen Betrieb verbrachte Abraham Roentgen seine Gesellenjahre in Amsterdam, Den Haag, Rotterdam und London, bevor er 1742 seine eigene Werkstatt in Herrnhaag eröffnete. Der Einfluss der Wanderjahre ist in der Gestaltung der Möbel unverkennbar. „in einer Werbeanzeige zur Frankfurter Herbstmesse des Jahres 1754 heißt es: Zur Nachricht dienet hiermit dass der wegen seiner künstlich und extra-feinen Arbeit bekannte Englische Cabinett- Mahler (Macher) Abraham Roentgen von Wied wiederum mit Commoden, Chatoullen, Uhrengehäusen, Stuehlen, Sesseln, Tischen und anderen sowohl nach dem Frantzösichen, Englischen Gout mit feiner Bildhauer-Arbeit gefertigten Stücken angelanget...“(Fabian 1996, S.11). Vergleichbar ist etwa ein Damensekretär aus Schloss Pommersfelden oder eine Vielzahl von Kommoden meist mit rautenförmigen Einlagen aus dem Umkreis der sogenannten Walderdorff-Möbel die ganz im niederländischen Geschmack gefertigt sind. Vielfach sind diese Arbeiten für das Werk Roentgens gesichert. Nach neuesten Forschungsergebnissen durch Reinier Baarsen (Rijksmuseum Amsterdam) muss in vielen Fällen jedoch die Autorenschaft Roentgens angezweifelt werden und eine Fertigung durch niederländische Ebenisten angenommen werden. Zu erwähnen sind hier u.a. Matthijs Horrix, Andries Bongen und Matthijs Franses. Ob es einen direkten Austausch zwischen Roentgen und niederländischen Ebenisten in den 1750er und 60er Jahren gab, ist noch nicht geklärt worden, kommt es aber doch oft zu großen Übereinstimmungen in der Gestaltungsart und dem Erscheinungsbild. Oft ist eine Zuschreibung nur über die Provenienz endgültig zu klären. 37


Katalog 321 Kunstgewerbe
To see the actual publication please follow the link above