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Katalog 327 Kunstgewerbe

Frühes Kunsthandwerk & Sammlungsobjekte Provenienz: - Sammlung Frederic Spitzer, Paris. Auktion Nachlass Spitzer Paris 1893. - Sammlung Adalbert Matkowsky, Berlin. Lepke Auktion Nachlass Matkowsky Berlin 1910. - Privatsammlung Düsseldorf. - Seit 1921 Sammlung Dr. Alfred Schubert (Ehemaliger Kurator am Kunstmuseum Düsseldorf) Gutachten: - Echtheitsbestätigung durch Otto von Falke, Berlin 1925 - Technisches Gutachten von Carl Beumers, Düsseldorf 1925. - EDRFA Analyse der beiden Hauptplatten, Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie, Mannheim 2013. Literatur: - Frederic Spitzer(Hrsg.): La Collection Spitzer, Antiquité, Moyen-Age, Renaissance, 84 Band 1, Paris u.a. 1890. Aufgeführt unter Nr. 85, Bildtafel XVII. - Ménard Catalogue des objets d'art et de haute curiosité antiques, du moyen-age & de la renaissance composant l'importante et précieuse collection Spitzer, Paris 17. April bis 16.Juni 1893. Lot 292, Bildtafel VIII. - Lepke Auktion 1569 Sammlung Matkowsky, Berlin 15. u. 16. Februar 1910. Lot 392. - Philipp Maria Halm und Rudolf Berliner: Das Hallesche Heiltum, Berlin 1931. Zum Typus des Plenariums siehe Tafel 6a und b, 7a und 52. - Les Fastes Du Gothique. Paris 1981. Vergleiche zwei Propheten um 1409 S. 272, Nr. 224. - Johann Michael Fritz: Gestochene Bilder, Köln 1966. Zum Typus des Reliquienkreuzes siehe S. 150 Abb. 119, S.280 Abb.256 und S. 496 Abb.345. - Dietrich Kötzsche: Domgemeinde St. Servatii Quedlinburg, Der Quedlinburger Domschatz, Berlin 1992. Zum Typus des Reliquienkreuzes siehe S. 104 und 105, Abb. 38 bis 41. Über den ursprünglichen Kontext der zehn gotischen Reliefplatten können wir heute nur spekulieren. Naheliegend ist die Theorie, dass es sich hier um das Beschlagwerk von Buchdeckeln gehandelt haben könnte. Das es sich bei den Tafeln um eine äußerst qualitätvolle Treibarbeit aus der Hand eines mittelalterlichen Goldschmiedes handelt und eine Einheit bilden ist sicherlich unbestreitbar. Auch zu welchem Zwecke die Adaption der Tafel diente ist unklar. Da die Plaketten der Wappenkartuschen fehlen, gibt lediglich das Wappen der Abtei Corbie auf der Innenseite einen Anhaltspunkt zu weiteren Forschungen. Über die Verarbeitung der Reliefs schreibt Beumers in seinem Gutachten von 1925: „...das mir erneut vorgelegte Diptychon habe ich nochmals eingehend geprüft, verschiedene Teile abmontiert, um diese genaustens untersuchen zu können,..., die Hauptteile desselben, die 2 Mittel- und 8 Eckplatten alt, etwa 14. Jahrhundert sind... Die 2 Mittelplatten, desgleichen die Eckplatten sind getrieben .... Das Aussehen der Platten von der Rückseite ist, wie ich dies des öfteren vorgefunden habe. Das Silber der Mittelplatten war zweifellos spröde durch irgend welche Verunreinigungen beim Schmelzen, dadurch brüchig. Infolgedessen musste der Verfertiger die Bruchstellen flicken. Dazu war es nötig, kleine Silberstücke aufzulegen, die auf der Rückseite in die Erscheinung treten. Wenn man nun in Betracht zieht, dass zu der Zeit erstens die Lotlegierungen noch viel zu wünschen übrig liessen, zweitens alles im Holzkohlenfeuer gelötet werden musste, wird sich kein Fachmann, der mit solchen Arbeiten vertraut ist, über das Aussehen der Platten wundern. Die Platten sind sehr oft ins Feuer gekommen, um neue Bruchstellen wieder auszubessern. Dadurch ist das Lot wurmig und rauh geworden, weil die Lotlegierungen der damaligen Zeit nicht wie unsere heutigen Lotlegierungen des Oefteren in Fluss gebracht werden können. Dazu kommt noch, dass die Verunreinigungen durch Kohlenfeuer beim Löten ein glattes Wegfliessen des Lotes verhindern. Mit unseren heutigen Lotlegierungen wäre es kaum möglich, den Lotstellen ein solches Aussehen zu geben, weil dasselbe viel glatter auseinanderfliesst.


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