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Katalog 327 Kunstgewerbe

Die Flickstellen, die Lötstellen der Perlränder 86 bei den großen Platten sind charakteristisch für die Zeit. Die Eckplatten weisen stellenweise dieselben Flickstellen auf. Hier war das Silber aber erstens nicht so spröde, wie bei den grossen Platten, zweitens war das Verlöten der einzelnen Bruchstellen viel leichter, weil die Platten kleiner sind. Die Lötstellen sind glatter geblieben, weil diese kleinen Platten nur einmal verlötet werden brauchen, infolge dessen das Lot nicht rauh und wurmig, resp. porig wurde. Die Vergoldung ist eine gute Feuervergoldung, hergestellt aus reinem Feingold, im Gegensatz zu den schmalen Streifen mit kleinen Figuren neben den Mittelplatten. Wäre das Stück zum Zwecke der Fälschung gemacht, hätte der Fälscher auch hier zweifelslos dieselbe Vergoldung verwendet und die selben Farben erzielt. Die Seitenstreifen sind auch feuervergoldet, bei weitem nicht so stark. Ausserdem war das Gold, welches zur Herstellung des Amalgams verwandt worden ist, nicht rein, sondern hatte einen geringen Zusatz von Silber. Dadurch ist die Farbe heller und nicht so sattgelb, wie bei den Mittel- und Eckplatten. Die Seitenstreifen sind auch in Technik und Ausführung entsprechend der Zeit. Zweifellos rühren diese aber von einer anderen Arbeit her. Die silberne Umrahmung ist ebenfalls alt, desgleichen der gestickte Ueberzug. Neu sind die 4 Platten mit Steinen, oben und unten (heute verloren), das Holz des Diptychons ist auch alt. Die alten Nagellöcher sind stellenweise mit kleinen Holzstückchen verleimt, um für die Nägel wieder Halt zu bekommen.“ Frederic Spitzer (1815-1890) zählte zu den einflussreichsten Kunsthändlern des 19. Jahrhunderts. Insbesondere durch seine engen Geschäftsbeziehungen zu dem Aachener Goldschmied Reinhold Vasters wird Spitzers Tätigkeit heute oft mehr als ambivalent betrachtet.Spitzer verfügte dass seine eigene Sammlung drei Jahre nach seinem Tod versteigert werden sollte. Dies geschah im Jahre 1893. Hierzu heißt es im Kunstgewerbeblatt von 1893: „Der Verkauf der Spitzer’schen Sammlung. So ist es denn im Rate der Götter beschlossen: am Donnerstag den 17. April im Jahre des Heils 1893 beginnt zu Paris im Palais Rue Villejust 33 la plus grande vente du siècle, wie der Katalog sagt, die Versteigerung der Kollektion Spitzer....Es wird ein wahrer Hexensabbath werden: au fin du siècle il y aura aussi la plus grande vente du siècle. Die Versteigerung währt vom 17. April bis 16. Juni mit Unterbrechung von neun Tagen... ˝. Der Gesamterlös der Versteigerung belief sich damals auf 10.000.000 Francs. Der königlich preußische Hofschauspieler Adalbert Matkowsky war eine der wichtigsten Persönlichkeiten des Berliner Theaterlebens. Er galt als der bedeutendste Shakespeare-Interpret der Jahrhundertwende. Engagements u.a. in St. Petersburg und New York unterstrichen seinen künstlerischen Stellenwert. Seine überaus beachtliche Kunstsammlung umfasste alle Bereiche des Kunsthandwerks. Der Lepke Katalog von 1910 beinhaltete 593 Lose von oft beeindruckender Qualität. Der Literaturwissenschaftler Arthur Eloesser würdigte das Schaffen Matkowskys als Künster und Sammler ausführlich im Vorwort des Kataloges. Der Kunsthistoriker Dr. Alfred Schubert galt als ausgesuchter Experte und Sammler frühen Kunsthandwerks. Am Kunstmuseum Düsseldorf, dem heutigen Museum Kunstpalast war er als Kurator für Kunsthandwerk lange Zeit tätig. Unser ganz besonderer Dank für viele wichtige Hinweise gilt: Dr. Leonie Becks, Marina Cremer, Matthias Deml, Prof. Dr. Dr. Johann Michael Fritz, Dr. Klaus Hardering und Lothar Schmitt. € 50.000 - 100.000 US$ 66.500 - 133.000 Frühes Kunsthandwerk & Sammlungsobjekte Historische Aufnahmen von 1925


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