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Katalog 379 | Alte Kunst

Abb.5 Rogier van der Weyden, Dreikönigsretabel, linke Flügelinnenseite (138 x 70 cm). München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen ehemals Köln, St. Columba Abb.4 Meister des Hausbuchs (Conrad II. Fyoll, tätig in Frankfurt?), Werkstatt, Teil des Mainzer Marienlebens (ca. 132 x 76 cm). Mainz, Landesmuseum Auszug aus dem Gutachten von Dr. Michaela Schedl: … Zuschreibung Die stilgeschichtliche Einordnung der erstmals 2016 publizierten Tafel erfolgte treffend zunächst durch Reinhard Singer, VAN HAM, Köln, den die kleinteilig ausgeführte Unterzeichnung an die vorbereitende Unterzeichnung des Hausbuchmeisters und seiner Werkstatt erinnerte. Sodann wies Dr. Stephan Kemperdick, Kustos an der Gemäldegalerie Berlin, darauf hin, dass die Darstellung in einem Zusammenhang mit Werken dieses am Mittelrhein tätigen Meisters stehe. Der Werkstattsitz dieses vieldiskutierten Meisters wurde zuletzt von Dr. Daniel Hess, Nürnberg, in Speyer vermutet.Meines Erachtens sprechen verschiedene Indizien dafür, dass es sich bei dem Meister des Hausbuchs um den in Frankfurt tätigen Maler Conrad II. Fyoll handeln könnte. Neben wenigen äußerst qualitätvollen gemalten Tafeln von Retabeln können diesem originellen Maler und Kaltnadelstecher unter anderem Zeichnungen in einer Sammelhandschrift, dem sogenannten Hausbuch, zugeschrieben werden, nach dem er seinen Notnamen erhielt. Außerdem sind 89 Kaltnadelstiche, die nur in kleiner Auflage gedruckt wurden, von seiner Hand überliefert. Sie befinden sich mehrheitlich im Rijksprentenkabinet in Amsterdam. Aufgrund des Aufbewahrungsorts dieser oft sehr erzählfreudigen exquisiten Stiche erhielt der Meisters des Hausbuchs in der Forschung auch den Notnamen Meister des Amsterdamer Kabinetts. Die von Kemperdick vorgenommene Zuschreibung der Tafel an einen Maler, der im Umkreis des Hausbuchmeisters tätig war, lässt sich zunächst durch den Vergleich mit verschiedenen Werken dieses Meisters und seiner Werkstatt nachvollziehen. Zahlreiche gemeinsame Motive sowie das ähnliche Kolorit legen den Schluss nahe, dass der Maler der hier besprochenen Tafel die nachfolgend aufgeführten Retabel und vielleicht auch die Stiche kannte. Sehr wahrscheinlich waren ihm sowohl eine Tafel, die der Werkstatt des Hausbuchmeisters zugeschrieben wird, als auch ein Kaltnadelstich des Hausbuchmeisters zum selben Thema vertraut, wie ein Vergleich der Objekte zeigen wird. Die Tafel der hochrechteckigen 1505 datierten Verkündigung des sogenannten Mainzer Marienlebens war vermutlich Teil eines Retabels, das sich ehemals in der Mainzer Stiftskirche St. Maria ad Gradus, volkstümlich Liebfrauenkirche genannt, befand und heute im Mainzer Landesmuseum ausgestellt wird (Abb. 4). Sie wird einem Werkstattmitarbeiter des Hausbuchmeisters zugeschrieben. Den leicht erhöhten Standpunkt des Betrachters, die Komposition sowie zahlreiche Motive scheint der Maler der Tafel in Privatbesitz von der Mainzer übernommen oder variiert zu haben: die verschlossene Eingangstür, das hölzerne Tonnengewölbe, das Baldachinbett sowie ein Möbelstück mit Gegenständen, die dem heutigen Alte Meister Hausbuchmeister


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