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Katalog 379 | Alte Kunst

517 Veen, Otto van (1556 Leiden - 1629 Brüssel) Miles Christianus. 1609-1629. Öl auf Leinwand. 159 x 116cm. Inschrift am unteren Bildrand: Miles Christianus contra peccata mortalia pugnans coronam recipit.. Rahmen. Rückseitig: - am oberen Keilrahmen aufgeklebter Zettel mit der Aufschrift: „Cabinet de tableaux J. Merlo“; - auf der Leinwand Aufschrift „No. 8“ sowie am unteren Rahmen Aufschrift „MC Witthoff a Cologne“. Literatur: Ost, Hans, Unbekannte Werke von Otto van Veen, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, Bd. LXVIII, Köln 2007, S. 279-294. Provenienz: - Sammlung Johann Jakob Merlo, Mitte 19.Jh.; - Versteigerung 1890 mit unbekanntem Käufer; - seit den 1920er Jahren in Kölner Privatbesitz. Otto van Veen, einer der führenden Figurenmaler Antwerpens, war der Lehrer von Peter Paul Rubens. Sein Werk „Miles Christianus“, in dem der dramatische Kampf des christlichen Ritters gegen die sieben Todsünden und den Tod eindrucksvoll gezeigt wird, galt lange Zeit als verschollen. Hans Ost hat das Werk 2007 in seinem Beitrag „Unbekannte Werke von Otto van Veen“ im Wallraf-Richartz- Jahrbuch ausführlich gewürdigt. Es wurde wohl zwischen 1609 und 1629 für einen Kölner Geistlichen geschaffen und gelangte im 19. Jahrhundert in die Sammlung des Johann Jakob Merlo, der sich 1850 mit seiner grundlegenden Schrift „Nachrichten von dem Leben und den Werken Kölnischer Künstler“ einen Namen in der Kunstgeschichte machte. Nach seinem Tod 1890 wurde das Bild versteigert und nach Jahrzehnten der Ungewissheit vor wenigen Jahren in einer Privatsammlung wiederentdeckt. Merlo widmete dem üppigen Werk eine ausführliche Beschreibung: „Ich bewahre als Hauptzierde meiner Sammlung ein allegorisches Gemälde von Otto Veenius, welches, neben ausgezeichneten technischen Verdiensten, des Künstlers dichterischen Geist in seiner ganzen Größe zeigt. Hier sollte die erhabene Wahrheit verbildlicht werden, dass dem wahren Christen die Macht innewohne, die Anfechtungen des Bösen zu überwinden und mit diesem Siege die Krone unvergänglicher Seligkeit zu erringen. Ein Jüngling, dem in ruhiger Hoheit die Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zur Seite stehen, führt in muthiger, unerschütterter Haltung sein Schwerdt gegen die in heftigster Anstrengung ihn bestürmenden Laster; in diesen erkennt man durch die sinnreich gewählten Attribute: die Unmäßigkeit, die Unkeuschheit, den Zorn, den Neid, den Geiz, die Hoffahrt und die Faulheit - die so genannten sieben Hauptsünden. Auf seinem Schilde ist Abraham‘s Opferung seines Sohnes Isaac dargestellt, eine bedeutungsvolle Hinweisung auf die Pflicht, des Gehorsams gegen Gottes Gebot. Ueber dem Heldenjünglinge schwebt eine Schar der holdesten Engelgestalten, die Leidenswerkzeuge des Heilands zur kräftigenden Erinnerung ihm entgegenhaltend; der gespaltene Boden hingegen zeigt einen Abgrund, in welchem Menschen, die auf dem Pfade der Laster gewandelt, mit verzweiflungsvollen Geberden, von Flammen umschlagen, die Qualen der Verdammung ertragen müssen. (...) In der Höhe eröffnet sich uns ein Blick in diese herrliche Zukunft des Christen: in einer Lichtglorie, von dem vielfarbigen Friedensbogen umglänzt, steht der Heiland die Siegesfahne mit dem Kreuze haltend, und den vor ihm knieenden Jüngling mit der Krone der Seligen belohnend. Unten sind die Worte beigesetzt: Miles Christianus contra peccata mortalia pugnans coronam recipit. (...) Der Aussage früherer Besitzer gemäß, hat Otto Veenius dieses in jeder Hinsicht ausgezeichnete Werk in Köln für einen vornehmen Kunstfreund, ein Mitglied des Domcapitels, gemalt - eine Angabe, die umso glaubwürdiger erscheint, als der Styl der italienischen Schule darin vorherrscht (zunächst an Giulio Romano erinnernd), es also bald nach der Rückkehr aus Italien und noch unter dem lebhaften Eindrucke seiner dortigen Studien entstanden zu sein scheint.“ Das Motiv des Kampfes der Tugenden gegen die Laster findet man vom 4. Jahrhundert bis in die Neuzeit. Der dreizonige Bildaufbau erinnert an Kompositionen des Weltgerichts. Von diesem mittelalterlichen Bildtypus wurde auch die Aufteilung der „Guten“ auf der linken Seite und der „Verdammten“ auf der rechten Bildseite übernommen. Dazu passt, dass die schön gestaltete weibliche Halbfigur am unteren Bildrand links nicht zu den Verdammten neben ihr gehört, sondern vielmehr auf die Inschrift hinweist, indem sie sich lesend über die Brüstung beugt. Die Inschrift bezeugt nach Ost die „schriftstellerisch-gelehrten, textorientierten Interessen“ Otto van Veens als einem pictor doctus. Das Bildmotiv selbst geht zurück auf den Brief des Paulus an die Epheser in der Bibel: Eph.6, 10-17. Otto van Veen arbeitete am Hof des Fürstbischofs von Lüttich, Gerard von Groesbeck, in Rom, am Prager Hof Kaiser Rudolfs II. und am Münchener Hof der Wittelsbacher bevor er schließlich 1583 nach Köln ging und dort Hofmaler des Kölner Kurfürsten Ernst von Bayern wurde. Aus seiner italienischen Zeit hat er wohl auch die Anregung zu diesem Gemälde mitgebracht: So diente dem Gemälde ein großer Chiaroscuro-Holzschnitt des Andrea Andreani als Vorlage. Andrea Andreani wiederum hat sich in diesem auf eine heute wohl verlorene Zeichnung von Battista Franco bezogen, wie er in einem der Darstellung zugehörigen Text erklärt. Zudem hat er das Monogram BF am unteren Bildrand übernommen. Während Merlo das Bild auf 1585 datiert, geht Ost mit überzeugenden Argumenten von einer späteren Entstehung um 1609-1629 aus. Am oberen Keilrahmen auf der Rückseite des Bildes befindet sich ein aufgeklebter Zettel mit der Aufschrift: „Cabinet de tableaux J. Merlo“. Auf der Rückwand ist die „No. 8“ verzeichnet und am unteren Rahmen die Aufschrift „MC Witthoff a Cologne“. € 40.000 - 45.000 $ 44.800 - 50.400 Alte Meister


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