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Katalog 379 | Alte Kunst

Dieser Künstler, der zu Lebzeiten durchaus angesehen und Ehrenmitglied der Dresdener Akademie war, geriet bald nach seinem Tod in Vergessenheit. Ein Teil seines Werkes wurde dem größten Namen der Deutschen Romantik Caspar David Friedrich fälschlich zugeschrieben – bis Werner Sumowski den Künstler und sein Werk gegen Friedrich abgrenzte. So wurde durch diesen Kunstwissenschafter auch das Werk „Weiden im Mondschein“ des Kölner Wallraf-Richartz-Museums C.D.Friedrich ab- und Julius Leypold zugeschrieben. Diese Rezeptionsgeschichte ordnet den Künstler des uns hier vorliegenden, signierten Werkes in den historischen Zusammenhang: 1806 als Sohn eines Künstlers in Dresden geboren, besuchte Karl Julius Leypold die dortige Akademie und wandte sich schließlich dem Studium der Landschaftsmalerei als Atelierschüler bei Johan Christian Dahl zu. Dahl, einer der Großen der romantischen Landschaftsmalerei war selbst eng befreundet mit Caspar David Friedrich, mit dem er in einem Haus wohnte. Es war die große Zeit der Dresdener Romantik. Der Einfluss Friedrichs auf die Themenwahl und -Komposition bis hin zur Malweise Gemälde 19. Jahrhundert des jungen Leypold war zeitweise scheinbar größer als die Beeinflussung durch seinen eigentlichen Lehrer und führte später zu der oben beschriebenen Einordnung seiner Bilder in das Oeuvre des „Stars der Romantik“. Die späteren Werke von Leypolds zeigen diese enge Anlehnung an Caspar David Friedrich nicht mehr. Topographisch exakt gibt er seine Umgebung wider. Das Romantische bleibt diesseitig, es ergibt sich aus den dargestellten Naturphänomenen (Nebel, Lichststimmung) oder speziellen „pitturesken“ Bildelementen (Ruine, Kloster, Grabsteine etc.). Sumowski erkennt jedoch auch in den späteren Gemälden von Leypolds die durchgängige Handschrift in der besonders feinen Behandlung des Geästs von Bäumen und Sträuchern. Das nun bei VAN HAM angebotene Bild ist ein weiterer Mosaikstein, der das Werk Leypolds ergänzt, zumal es – signiert und monogrammiert – in seiner Autorenschaft eindeutig ist. Ein Winterbild, ein Architekturbild, ein Stimmungsbild: viele Bezeichnungen würden auf dieses Gemälde Karl Julius von Leypolds zutreffen. Der Vollmond bescheint eine Szenerie und durch die Reflektion auf dem Schnee wird alles taghell erleuchtet: Die hoch aufragende gotische Kirche mit ihrem trutzigen, an eine Burgenarchitektur erinnernden Turm, die unter Schnee aber auch Gestrüpp scheinbar verwahrlosten Grabsteine, die Häuser im Hintergrund von denen das am rechten Bildrand durch ein erleuchtetes Fenster und einen rauchenden Kamin als einziges belebt wirkt. Hier könnte der Wanderer, der gefolgt von seinem Hund im Mittelgrund Richtung Kirche strebt, andere Menschen antreffen. So wie er seine Schritte lenkt, wird ihm aber das mächtige, abweisend wirkende Kirchengebäude die Sicht auf das bewohnte Haus verstellen. Das vorliegende Gemälde gibt die eigentümliche Stimmung des Vollmondlichts, das in der Winternacht die Szenerie unwirklich erleuchtet malerisch wieder. Zugleich fasziniert die dargestellte Kirchen- Architektur in Ihrer fast abweisenden Kompaktheit, die recht ähnlich in der St. Michaelis-Kirche in Bautzen als Typus zu finden ist. Von Leypold fängt in seinem Gemälde eine leicht unheimliche Atmosphäre ein und stellt sich auch damit in die beste romantische Tradition. ABJ Julius von Leypold (1806 – 1874) 1971 wurde ein kleines Stück deutscher Kunstgeschichte neu geschrieben: Werner Sumowski veröffentlichte in der Kunstzeitschrift Pantheon (Jahrgang 29, Bd. 6) einen Aufsatz über den Dresdener Maler Karl Julius von Leypold.


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