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Katalog 381 | Moderne Kunst

Franz Radziwill (1895 – 1983) Franz Radziwill ist einer der wichtigsten Maler des Magischen Realismus. Charakteristisch für sein Schaffen ist die unbeschönigte und emotionslose Darstellung alltäglicher Dinge, wobei er mittels realistischer, imaginärer und symbolischer Bildelemente den verborgenen Sinn der Wirklichkeit aufzuspüren sucht. Mögen die Bilderwelten, die er ab 1955 schafft, in ihrer Verrätselung der Dinge auch an Werke der Surrealisten erinnern, so stehen sie nicht mit deren unkontrollierter Malweise in Verbindung. Im Gegensatz zu ihnen enthalten seine ungewohnten und frappierenden Motive immer verschlüsselte Botschaften. Er selbst ordnet sein Spätwerk dem „Realistischen Symbolismus“ zu. 1914, noch während des Architekturstudiums, beschließt Radziwill, sich der Kunst zuzuwenden und besucht Abendkurse an der Kunstgewerbeschule in Bremen. Zudem nimmt er Kontakt zu den Künstlerkreisen in Fischerhude und Worpswede auf und setzt sich mit den Werken von van Gogh, Cézanne und Chagall auseinander. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1919 findet er Zugang zur Kunstszene in Berlin. Hier trifft u.a. Schmidt-Rottluff, Pechstein, Dix, Grosz und Schlichter. Auch wird er Mitglied der „Freien Secession“. 1923 lässt er sich in Dangast nieder. Ist sein frühes Schaffen vom Expressionismus geprägt, so wendet er sich ab 1925 den Ausdrucksmitteln der Neuen Sachlichkeit zu. Anregungen hierzu findet er bei der niederländischen Malerei des 16. bis 17. Jahrhunderts, die er auf seiner ersten Hollandreise studiert. Durch ein Stipendium in Dresden und der Arbeit in Dix’ dortigem Atelier setzt er sich 1927/28 auch mit der Malerei der deutschen Romantik auseinander. 1931 wird er Mitglied der „Novembergruppe“ und gründet 1932 u.a. mit Champion und Kanoldt die Gruppe „Die Sieben“. Im darauf folgenden Jahr übernimmt er den Lehrstuhl von Paul Klee an der Düsseldorfer Kunstakademie, wird jedoch 1935 entlassen und erhält schließlich 1938 Berufsverbot. Von 1939 bis 1942 wird er erneut zum Kriegsdienst verpflichtet. Wieder in Dangst beschäftigt er sich v.a. mit religiösen Themen, zudem beginnt er ab 1965 mit der Überarbeitung früherer Bilder. Aufgrund eines Augenleidens ist er 1972 gezwungen, seine Malerei aufzugeben. Vertreten unter anderem in: Franz-Radziwill-Haus und -Museum, Dangast Nationalgalerie, Berlin Kunstmuseum Düsseldorf Museum Folkwang, Essen Sprengel Museum, Hannover Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München Städtische Galerie im Lenbachhaus & Kunstbau, München Von der Heydt Museum, Wuppertal Los Angeles County Museum Norton Simon Museum of Art, Passadena/CA


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