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Katalog 382 | Zeitgenössische Kunst

WOJCIECH FANGOR Der Maler, Grafiker und Bildhauer Wojciech Fangor zählt zu den wichtigsten Gegenwartskünstlern in Polen. Während seiner langen Schaffenszeit vollzieht er immer wieder radikale Brüche, um neue Ausdrucksmöglichkeiten der Seh- und Empfindungserfahrung auszuloten und zu vertiefen. Die Kriegsereignisse zwingen Fangor, bei den Akademiekünstlern T. Pruszkowski und F. Kowarski Privatunterricht zu nehmen, den er 1946 mit dem Diplom an der Warschauer Kunstakademie abschließt. Bedingt durch die politischen Verhältnisse orientiert er sich in den frühen Werken an dem aufoktroyierten Sozialistischen Realismus und wird dessen führender Vertreter. Von 1953 bis 1961 arbeitet er u.a. als Plakatkünstler und Dozent für Grafik an der Warschauer Akademie. VERTRETEN UNTER ANDEREM IN: · Neuer Berliner Kunstverein · Museum Morsbroich, Leverkusen · Museum für polnische Gegenwartskunst, Recklinghausen · National Museum Posen/Polen · Jacek Malczewski Museum, Radom/Polen · National Museum, Warschau/Polen · The Israel Museum, Jerusalem · San Francisco Museum of Modern Art · Museum of Modern Art, New York Als sich das politische Klima nach 1953 lockert, wendet er sich der abstrakten Kunst zu. Nun gilt sein Interesse dem Raum als künstlerisches Material. Gemeinsam mit S. Zamecznik stellt er 1958 das „Studium eines Raumes“ (das erste Environment in Polen) im Warschauer Salon der Neuen Kultur aus. 1961 darf er mit einem Stipendium des Institute for Contemporary Art in Washington Polen verlassen. Eine weitere Förderung der Ford Foundation führt ihn 1964/65 nach Westberlin. Anschließend unterrichtet er an der Bath Academy of Art in Corsham/Wiltshire in England. 1966 zieht er in die USA, wo er bis 1999 an der Farleigh Dickinson University, Madison/NJ und an der Graduate School of Design, Harvard University, Cambridge/MA lehrt. In den 1960er und 1970er Jahren wendet er sich der Op-Art zu und gestaltet mit einfachen Formen, Farbe, Licht und Raum einzigartige Bilder, die überraschende und irritierende Seheindrücke hervorrufen. Diese bahnbrechenden Arbeiten zeigt er 1970 im New Yorker Guggenheim Museum. Ab etwa 1975 greift er erneut die figurative Malerei auf. So schafft er u.a. „Fernsehbilder“, die er mit einem Punktraster überdeckt, um den optischen Effekt einer Fernsehübertragung zu erreichen. Zudem be- und überarbeitet er frühere Arbeiten. 1999 kehrt er nach Warschau zurück. Hier übernimmt er 2007 die grafische Gestaltung für die U-Bahn-Stationen der Strecke Nr. 2. 2008 erhält er die Gloria-Artis-Medaille für kulturelle Verdienste in Gold und 2011 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Ordens Polonia Restituta. Eines seiner letzten Werke ist das 2015 fertiggestellte 4m hohe Glasfenster für das Museum für polnische Gegenwartskunst in Recklinghausen.


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