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Katalog 388 | Alte Kunst

Da seine Frau bei ihm war, die Familie in Deutschland überwiegend gestorben und der Kontakt mit Kollegen langsam verwässert war, gibt es leider sehr wenig Informationen über und nur ein paar Briefe aus diesen letzten acht Jahren in Bauernfeinds Leben. Jetzt müssen die Bilder für sich sprechen. Das hier vorliegende Gemälde ist zweifelsfrei in diesen letzten Lebensjahren entstanden. Ein anderes kleineres Bild, das das Grab Herodes zeigt, welches nicht sehr weit von hier entfernt liegt, ist 1897 datiert. Diese Datierung, oder etwas später, erscheint mir auch für das vorliegende Bild annehmlich. Gemälde 19. Jahrhundert Deutlich weist es die Stimmung eines relativ frühen Morgens auf. Das Sonnenlicht kommt von Osten, wo in der Ferne das bläuliche Moabitergebirge und davor das Tote Meer zu erkennen sind. Die Mauern des auf einer Anhöhe stehenden Komplexes der Geburtskirche in Bethlehem werfen nach Westen zum Betrachter hin dunkle Schatten. Dieser befindet sich selbst in einer schattenreichen Umgebung. Nur das kleine Kuppelgebäude von Rachels Grab erhebt sich in gleißendem Licht aus dem Dunkel. Von hier schweift der Blick über das Tal hinauf nach Bethlehem. Die Landschaftsformation ist etwas idealisiert, um diese beiden religiösen Heiligtümer auf einem Bild gleichzeitig in Szene setzen zu können. Das Grab Rachels befindet sich an der Straße von Jerusalem nach Bethlehem an der Stelle, an der Jacob laut Genesis 35:16-20 seine Frau begraben haben soll. Von der Mitte des 19.Jahrhunderts bis in den Beginn des 20.Jahrhunderts diente das Grabmal als Heiliger Ort für Christen, Muslime und Juden, da Rachel eine wichtige Persönlichkeit ist in allen drei Glaubensrichtungen. Seit 1967 ist es Muslimen verwehrt, hier zu beten und heute befindet sich Rachels Grab auf israelischem Grundgebiet und ist durch eine komplizierte Mauerkonstruktion zur 625 Bauernfeind, Gustav (1848 Sulz - 1904 Jerusalem) Weg nach Bethlehem (mit Moabiter Gebirge) mit Rahels Grab und Geburtskirche. Öl auf Leinwand. 58 x 96,5cm. Rahmen. Rückseitig: Auf dem Keilrahmen alt bezeichnet: „Bethlehem“. Gutachten: Dr. Petra Versteegh-Kühner, März 2017. Literatur: Schmid, Hugo: Der Maler Gustav Bauernfeind und der Orient, Stuttgart 2004, Abb. 161. Provenienz: Privatsammlung Baden-Württemberg seit den 1920er Jahren. € 70.000 - 90.000 $ 75.600 - 97.200


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