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Katalog 388 | Alte Kunst

Johann Christian Reinhart Johann Christian Reinhart erlangte vor allem Bekanntheit mit seinen heroischen und idealen Landschaften im Übergang vom Klassizismus zur Romantik. (1761 – 1847) Neben seinen Gemälden besticht das Werk Reinharts besonders durch grafischen Arbeiten, deren Verkauf schon zu Lebzeiten einen wesentlichen Bestandsteil des Lebensunterhalts des Künstlers sicherte. Reinhart wird im oberfränkischen Hof als Sohn eines Predigers geboren. Nach dem Besuch des dort ansässigen Gymnasiums beginnt der 17-Jährige, dem Vorbild seines Vaters folgend, ein Studium der Theologie in Leipzig, wendet sich aber schnell ausschließlich der bildenden Kunst zu. 1779 folgt ein Studium an der dort ansässigen Malakademie unter Adam Friedrich Oeser, der bereits Goethe unterrichtete. Vier Jahre später siedelt Reinhart nach Dresden über, wo er stark auf Landschaftsmalerei fokussierten Privatunterricht bei Johann Christian Klengel erhält. Zu dieser Zeit fertigt der junge Künstler Studien in der Gemäldegalerie als auch in der freien Landschaft an. Wanderungen führen ihn im Frühjahr bis zum Herbst 1784 durch Sachsen und Böhmen, nach deren Rückkehr er im darauffolgenden Jahr erstmals Bekanntschaft mit Friedrich Schiller macht. Von dieser sowie den Begegnungen mit dem Freundeskreis Schillers nachhaltig beeindruckt, widmet sich Johann Christian Reinhart ebenfalls der Dichtkunst zu, die in der Literaturgeschichte jedoch kaum merkliche Resonanz erfährt. Im Jahr 1789 bricht Reinhart nach Italien auf, wobei ihm die Kosten für die Reise vom Marktgrafen von Brandenburg gewährt werden. Anfänglich nur als Reiseziel angedacht, wird Rom zeit seines Lebens zu seiner Wahlheimat. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts nimmt er die Malertochter Anna Caffò zur Ehefrau, mit der er drei Kinder hat. Reinhart wird unteranderem Mitglied in der römischen Accademia di San Luca sowie der Preußischen und Münchener Akademien. In Rom ist Reinhart zunächst eher als Radierer denn als Maler tätig, da er sich mit dem Verkauf der Grafiken seinen Lebensunterhalt finanziert. Von Claude Lorrain und Nicolas Poussin beeinflusst wird Reinhart mit seinen Ideal- und Sturmlandschaften im beginnenden 19. Jahrhunderts als führender Landschaftsmaler Italiens angesehen. Doch ist der Künstler zeit seines Lebens stets von Geldsorgen begleitet und damit auf den Verkauf der Zeichnungen und Radierungen angewiesen, die er an Reisende, Sammler und Kunsthändler veräußert. In Reinharts Werk ist stets die Verbundenheit des Künstlers zur Natur spürbar, wobei er neben Ansichten, die eine existierende Landschaft zur Vorlage haben, diese auch in Idealkompositionen übersetzt. Dies alles steht in Kombination mit der Auseinandersetzung mit der ihm zur Vorlage dienenden niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts. Reinhart prägt damit den Bildtypus der heroischen Landschaft, jene Art der Landschaftsmalerei, bei der es gilt, die raue, abweisende Natur wiederzugeben, in der sich nur ein starkes Menschengeschlecht behaupten kann. Diese felsigen, urwüchsigen Gegenden mit Götter und Heroen als Staffagefiguren stehen meist in Verbindung mit einem dramatisch bewölkten Himmel. Den Gegentypus zur heroischen Landschaft bildet die ideale oder arkadische Landschaft, bei der in eine liebliche Gegend staffierte Hirten unter einem heiteren Himmel zum Sujet werden.


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