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Katalog 389 | Europäisches Kunstgewerbe

Provenienz: - König Albert von Sachsen. - Martin Richter, Glas- und Porzellangroßhandlung, Porzellan Dresden-Neustadt. 1942 vom Verein ‚Haus Wettin - Albertinischer Linie‘ e.V. erworben. - Durch Erbfolge bis heute in Familienbesitz. Dokument: Originale Rechnung für den Kauf des Speisegeschirrs vom 3. Juli 1942. Literatur: Loesch, Anette: Varietäten des Brühlschen Schwanenservice, in: Ausst.-Kat.: Schwanenservice - Meissener Porzellan für Heinrich Graf von Brühl, Hrsg.: Ulrich Pietsch, Dresden 2000, S.79-86. Die drei hier vorliegenden Stücke stammen aus einem bisher undokumentierten, prunkvollen Service aus dem Besitz König Alberts (1828-1902) und Königin Carolas von Sachsen (1833-1907). Es handelt sich hierbei um eine Nachformung des berühmten Meissener Schwanenservice, ursprünglich geschaffen für Heinrich Graf von Brühl (1700-1763), aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Das Service des sächsischen Königspaares umfasste wenigstens 227 Teile und trägt Blick in die Geschäftsräume der Porzellan- und Glasgroßhandlung auf den Tellern und Schüsseln jeweils das sächsische Hauswappen König Alberts zusammen mit dem Drei-Kronen-Wappen Königin Carolas unter sächsischer Königskrone. Im Unterschied zu dem ursprünglichen Service des Grafen von Brühl ist es, ganz dem Zeitgeschmack entsprechend, in zart pastelligen Tönen staffiert. Wie Anette Loesch in ihrem Kapitel zu den ‚Varietäten des Brühlschen Schwanenservice‘ ausführt (Loesch (2000) S.82), ist anhand von Quellen belegt, dass Königin Carola von Sachsen am 4. August 1897 für eine Stunde die Dresdner Niederlassung der Meissner Porzellanmanufaktur besuchte und eine Auflistung aller noch vorhandenen Formen aus dem Schwanenservice erbat. Ihr Augenmerk lag dabei wohl vornehmlich auf großen Dekorationsstücken, die sie dem König zu besonderen Anlässen schenken wollte. Bereits einige Monate zuvor hatte der Kammerherr Franz Oswald von Trützschler Freiherr zum Falkenstein für den sächsischen Hof bei der Manufaktur einen Tafelaufsatz ‚Schwan mit Kinderfigur‘ aus dem Brühlschen Service angefragt und einen Auftrag in Aussicht gestellt (ebd.). Dieser Tafelaufsatz befand sich als Leihgabe des Hauses Brühl im Kunstgewerbemuseum zu Berlin und man musste dessen Verwendung als Vorlage bei dem Nachfahren Heinrich Graf von Brühls, Friedrich-Franz Graf von Brühl (1848-1911), erfragen. Dieser untersagte zunächst eine erneute Ausformung der Schwanenserviceteile, um die Einzigartigkeit und den Wert seines Familienservice nicht zu mindern, willigte dann aber doch in die Ausleihe zur einmaligen Abformung für die Königin ein. Danach verläuft sich die Spur, da der endgültige Auftrag Königin Carolas und dessen Umfang, soweit bekannt, nicht durch die noch erhaltenen Quellen belegt ist (ebd. S.84 und S.86). Diese Lücke kann nun zumindest ein wenig geschlossen werden: Nach einem im Original vorliegenden Kaufbeleg erwarb der Dresdner Händler Martin Richter im Juli 1942 das 227 Teile umfassende ‚Speisegeschirr König Albert von Sachsen Graf Brühl-Dessin‘ von den Nachkommen König Alberts, dem Verein ‚Haus Wettin-Albertinischer Linie e.V.‘, um so einen Teil seines Geldes anzulegen. Der damalige Kaufpreis betrug die Summe von 16.000 Reichsmark und neben Speise, Suppen- und Desserttellern werden auch große Tafelaufsätze in der Auflistung aufgeführt. Unter anderem „2 ho. Schwäne mit Jungen“, wahrscheinlich Abformungen des oben erwähnten Aufsatzes aus dem Kunstgewerbemuseum Berlin, Das Wohn- und Geschäftshaus von Martin Richter in der Dresdener Neustadt in den 1930er Jahren


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