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Katalog 390 | Modern

20 Corinth, Lovis (1858 Tapiau/Ostpreußen - 1925 Zandvoort) Liegender Akt. Vermutlich Anfang 20. Jh. Öl auf Spanholzplatte. 34,9 x 62,8cm. Signiert unten rechts: Lovis Corinth. Modellrahmen. Zu diesem Gemälde liegt eine Expertise von Prof. Dr. Hans-Jürgen Imiela, Mainz, vom 14. August 1988 vor. Zudem liegt ein Gutachten von Dr. Felix Kuetgens des Suermondt-Museum, Aachen, vom 18. August 1973 in Kopie vor. Provenienz: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen Während seiner gesamten Schaffenszeit widmet sich Lovis Corinth der Aktmalerei. Wie wichtig ihm diese ist, zeigt, dass er sie als das „Latein der Malerei“ versteht. Feiert er bei seinen Allegorien bereits den nackten Frauenkörper, negiert er bei seinen intimen Szenen jeglichen Verweis auf Mythologisches und Biblisches, wobei er den weiblichen Akt bisweilen in alltäglichen Situationen wiedergibt. Mit der in diesen Werken zum Ausdruck gebrachten Sinnlichkeit, Lebensnähe und Unbefangenheit wendet er sich bewusst gegen die Tradition der idealisierten Aktdarstellung und zugleich gegen die Prüderie, die um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert vorherrscht. Den modernen Kunstideen seiner Zeit folgend, wählt Corinth für seine Bilder weniger professionelle Modelle als Personen aus seinem privaten Umfeld, insbesondere seine erste Schülerin und spätere Ehefrau Charlotte Berend-Corinth, die er seit ihrem Kennenlernen 1901 immer wieder porträtiert. Diese mag auch in dem hier vorgestellten Gemälde zu sehen sein: Entspannt und in sich ruhend liegt die junge Frau mit angewinkeltem linken Arm und Bein da. Die Augen geschlossen, wendet sie ihren Kopf leicht dem Betrachter zu. In äußerster Nahsicht – die Haartracht grenzt direkt an den linken Bildrand und die Beine sind vom rechten Bildrand angeschnitten – gibt Corinth ihren üppigen, völlig entblößten Leib in unbestimmten Modern Raum wieder, wobei er auf anekdotische Elemente verzichtet. Das Körpervolumen modelliert er allein aus Rosé- und Hellblau- Nuancen, dessen Plastizität er durch das kontrastierende Braun-Schwarz der Liegestatt und des Hintergrunds hervorhebt. Als einzigen Farbakzent setzt er das Rot der Lippen. Corinth schildert hier nicht den voyeuristischen Blick auf eine erotische Situation, vielmehr beschreibt er einfühlsam die tiefe Vertrautheit zwischen Maler und Modell. Noch bis zum 11. Juni 2017 zeigt das Landesmuseum Hannover zu diesem Thema die Ausstellung „Nackt und bloß - Lovis Corinth und der Akt um 1900“.. € 30.000 - 50.000 $ 32.100 - 53.500


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