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Katalog 391 | Post War

295 RICHTER GERHARD 1932 Dresden Ohne Titel (1.6.08). 2008. Lack auf bedrucktem Papier, in Passepartout montiert (43 x 39cm). 29,8 x 21cm. Datiert und signiert rechts unterhalb des Blattes: 1.6.08 - Richter. Modellrahmen. Im Rahmen beschrieben. Diese Arbeit entstand 2008 anlässlich der Ausstellung „Gerhard Richter. Abstrakte Bilder“ im Museum Ludwig, Köln, und im Haus der Kunst, München, als Vorzugsausgabe für die Fördervereine. Die Arbeit ist auf der offiziellen Homepage des Künstlers verzeichnet (https://www.gerhardrichter. com/de/art/oils-on-paper/1608-18731). Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Monotypie, die 2008 im Zuge der Erstellung des 100 Hinterglasbilder umfassenden Zyklus „Sindbad“ entstand. Den Werkprozess zu den Hinterglasbildern beschreibt Gerhard Richter in einer unveröffentlichten Ateliernotiz wie folgt: „Eine beliebige Platte, die mindestens doppelt so groß ist wie die geplanten Hinterglasbilder, bedecke ich mit Kunstharzlack, d.h. mit verschiedenen Buntfarben (geschätzte Menge ca. 1 bis 5 Esslöffel). Diese Farben stehen dann teils hart nebeneinander, teils verfließen sie ineinander und ergeben einen Anblick, in den ich mit Pinsel oder Spachtel eingreife, störe, vermische, durcheinanderbringe. Dann beobachte ich die nun selbst entstehenden Strukturen und Vermengungen, bis ich mich für einen Zustand entscheide und diesen abnehme. Das geschieht, indem ich eine Glasplatte vorsichtig auf das darunterliegende Lackbild lege und mit leichtem Druck die vollständige Übertragung des Anblickes erzeuge. Danach kann das Glasbild ein bis zwei Tage trocknen. Bis auf seltene, durch Bewegung entstehende Unschärfen zeigt die so abgenommene Oberfläche exakt bis in jedes Detail das gleiche Bild - genau genommen dasselbe Bild.“ (Aus: Elger, Dietmar: Gerhard Richter in der Dresdner Galerie, Schriften des Gerhard Richter Archiv Dresden, Band 7, Dresden 2010, S. 38). Von jedem Hinterglasbild nahm Gerhard Richter einen Abdruck der überschüssigen Farbe. Dafür verwendete er Buch- und Katalogseiten im DIN A 4 Format, die unter anderem von seinem Projekt der Kölner Domfenster stammen. So entstanden eigenständige Monotypien mit neuen Farbformationen. Die verwendeten Papiere mit zum Teil nüchternen Bauzeichnungen stehen dabei in einem spannenden Kontrast zu den farbenfrohen Verläufen der Lackfarben. € 150.000 - 200.000 | $ 160.500 - 214.000 234 | 235 POST WAR


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