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Katalog 379 | Alte Kunst

Weitere Werke dieses Malers Es ist nicht ungewöhnlich, dass von Malern aus dieser Zeit von der einst umfangreichen Werk- liste nur noch wenige Objekte erhalten sind – manches Mal auch nur ein einziges. Von der Hand des Malers der Verkündigungstafel konnte ich noch einen weiteren „Posten“ identifizieren. Es sind dies zwei Flügel eines Retabels, über dessen Mittelteil wir derzeit nichts wissen. Der linke Flügel gelangte in das Diözesanmuseum in Rottenburg am Neckar, der rechte wurde 2012 in New York bei Sotheby’s versteigert (Abb. 14, 15). Auf den Flügelaußenseiten stehen die bekrönte heilige Margareta mit den Attributen Drache, Kreuzstab und Buch sowie Ursula mit Pfeilen vor einer Mauerbrüstung und blauem Himmel. Auf den mit Goldgrund versehenen Innenseiten sind der Erzengel Michael als Seelenwäger sowie die heilige Ottilie mit ihrem Attribut, den Augen auf einem Buch, dargestellt. Hinsichtlich des versonnenen Ausdrucks der Dargestellten und der ähnlichen Faltengebung erinnern der Flügel und die Verkündigung in Privatbesitz an ein weiteres Gemälde, das sehr wahrscheinlich von einem ebenfalls in Frankfurt tätigen Maler ausgeführt wurde. Die Tafel mit Maria mit Kind zwischen den beiden Johannes gelangte in die Gemäldegalerie nach Berlin (Abb. 16). Sie wird der Werkstatt des Meisters des Seligenstädter Altars zugeschrieben. Die Charakteristika des Malstils und der Formgebung des Malers sind sehr gut an den Köpfen der Verkündigungsmaria sowie der heiligen Ursula abzulesen (Abb. 17, 18): Die Augen sind in etwa kreisrund angelegt. Den gesenkten Lidern ist ein Lidstrich aufgesetzt. Die Abflachung unterhalb des Auges wird mit wenigen Linien markiert. Die Augenbrauen sind fein gezeichnet, die schmale Nase wirkt ein wenig verschnupft. Die Oberlippe ist schmal, die kleinere Unterlip- pe breiter angelegt. Abb.15 Meister des Hausbuchs (Conrad II. Fyoll, tätig in Frankfurt?), Umkreis, Flügelinnenseiten eines Retabels, Hl. Michael, Rottenburg am Neckar, Diözesanmuseum und Hl. OMlie, zuletzt New York, Sotheby’s, 2012 (je ca. 130 x 56 cm) Die Kopfform ist in etwa oval, die Haare werden strähnig gemalt und im Nacken zusammengehalten. Sehr ähnlich sind auch die Köpfe auf der Berliner Tafel gemalt, wie ein Vergleich mit dem Marienkopf zeigt (Abb. 19). Hier wird allerdings unter anderem das Oberlid nicht so stark von der Augenhöhle abgesetzt. Schließlich sei noch auf ähnliche Motive bei den beiden Erzengeln – Gabriel bei der Verkündi- gung und Michael auf der Flügelinnenseite (Abb. 1, 15) – hingewiesen. Beide tragen einen Blät- terkranz auf ihrem vollen, mittelbraunen Haar. Auch das Muster auf der Goldborte ihrer Mäntel wiederholt sich: Es sind kleine Vierpässe mit einem Punkt bzw. Kreis in der Mitte. Abb.14 Meister des Hausbuchs (Conrad II. Fyoll, tätig in Frankfurt?), Umkreis, Flügelaußenseiten eines Retabels, Hl. Margareta, Rottenburg am Neckar, Diözesanmuseum und Hl. Ursula, zuletzt New York, Sotheby’s, 2012 (je ca. 130 x 56 cm) Alte Meister Hausbuchmeister


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