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Katalog 381 | Moderne Kunst

Insbesondere der Würde des Menschen gilt sein Interesse. So reagiert er mit seinen feinfühligen Darstellungen von Verachteten, Unterdrückten und Verfolgten auch engagiert auf die historischen und politischen Geschehnisse seiner Zeit. Pankok beginnt seine Ausbildung an den Kunstakademien in Düsseldorf und Weimar, die er 1912 für mehrere Monate besucht. Doch dann entschließt er sich, sich fortan autodidaktisch weiterzubilden und zieht nach Dötlingen. Im nahegelegenen Oldenburg kann er schon 1913 die erste Einzellaustellung zeigen. Während dieser Zeit beschäftigt er sich mit der Malerei des 19. Jahrhunderts und der der Postimpressionisten, hier v.a. mit Werken Van Goghs. Von 1915 bis 1917 unterbrechen der Militärdienst und Lazarettaufenthalte seine Studien. In der Nachkriegszeit nimmt er diese wieder auf und setzt sich nun mit dem Expressionismus auseinander. 1919 siedelt er nach Düsseldorf über. Dort findet er Kontakt zu Künstlern der Neuen Galerie von Johanna Ey wie Dix, Ernst und Wollheim. Zudem wird er Mitglied der progressiven Künstlergruppe „Junges Rheinland“. In diesem Umfeld findet er in den 1920er Jahren seine ganz eigene Ausdrucksweise, wobei ihm die Inhalte seiner Kunst immer wichtiger sind als stilistische Experimente. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts unternimmt er Fahrten nach Italien, Frankreich, Spanien und Holland. 1931 beginnt sein Interesse für das Leben der Sinti und Roma. Daher nimmt er sich ein Atelier in der Düsseldorfer Arbeitslosen- und „Zigeuner“- Siedlung Heinefeld, wo er bis 1934 arbeitet. Durch die Verfemung seiner Kunst und das von den Nationalsozialisten erhalte Arbeitsverbot ist er von 1937 bis zum Ende des 2. Weltkrieges gezwungen, im Verborgenen zu arbeiten. In diesen Jahren lebt er im Emsland und in der Eifel. 1946 zieht er zurück nach Düsseldorf. Im folgenden Jahr wird er dort an die Kunstakademie berufen. 1950 ist er Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste, aus der er im Jahr darauf austritt. In den kommenden Jahren reist nach Frankeich und v.a. nach Jugoslawien. Nach seiner Emeritierung in Düsseldorf 1958 zieht er in das „Haus Esselt“ am Niederrhein. Pankok, der viele Preise erhält, wird 2014 gemeinsam mit seiner Frau von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yal Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt, weil sie während ihres „Exils“ in der Eifel ein jüdisches Paar versteckt haben. Otto Pankok (1893 – 1966) Der Maler, Grafiker und Bildhauer Otto Pankok zählt zu den führenden Künstlern des expressiven Realismus. Im Zentrum seines Schaffens steht die Auseinandersetzung mit der Schöpfung, wobei er Mensch, Tier und Landschaft stets unverfälscht in ihrer Ursprünglichkeit wiedergibt.


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