AR Penck - The Future of the Soldier, 81617-1, Van Ham Kunstauktionen
A.R. Penck: "The Future of the Soldier" aus unserer Rubrik: Post War Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle
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A.R. Penck - "The Future of the Soldier"

1939 Dresden - 2017 Zürich

Modern | Post War | Contemporary | Galerie Thomas | The Jagdfeld Collection
am 03.12.2025, Los 49
Taxe: € 100.000
Ergebnis: € 118.800
(inkl. Aufgeld)

PENCK, A.R.
1939 Dresden - 2017 Zürich

Titel: "The Future of the Soldier".
Datierung: 1985.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 80 x 140cm.
Bezeichnung: Betitelt und signiert verso auf dem Keilrahmen oben: the future of the soldier ar. penck.
Rahmen/Sockel: Atelierleiste.


Provenienz:
- Galerie Michael Werner, Köln (Aufkleber)
- Mary Boone, New York (Aufkleber)
- Privatsammlung (von Vorheriger erworben)
- Christie's London, Auktion 15474, 7.3.2018, Lot 131 (Aufkleber)
- Privatsammlung Niederlande


- Besticht durch die für Penck so charakteristische symbolhafte Bildsprache
- Die 1980er Jahre stehen für eine der wichtigsten Werkphasen des Künstlers
-Kontraststarkes Werk, das Pencks visuelles Denken veranschaulicht
-Mit seinen abstrahierten Formen beschreibt Penck die Beziehung des Menschen zu seiner Umgebung

Bedeutungsvolles Pseudonym
A.R. Penck gilt als Vater der "Neuen Wilden" und gehört zu den Hauptvertretern einer neuen deutschen Malerei in den 1980er Jahren. 1939 als Ralf Winkler in Dresden geboren, ist der dreifache documenta-Teilnehmer (1972, 1982 und 1992) eingebettet in das repressive politische System der DDR, das seine unangepassten künstlerischen Bestrebungen massiv einschränkt.

Das Pseudonym "A.R. Penck" wählt er unter bedachtem Rückgriff auf den Geologen und Eiszeitforscher Albrecht Penck (1858-1945), da er in der archaischen Höhlenmalerei und Archäologie die Grundlagen seines eigenen künstlerischen Ausdrucks erkennt. Ausgehend von der Analogie zwischen komprimierten Gesteinsschichten und verdichteter Information entwickelt Penck eine Bildsprache aus Zeichen und Symbolen. In der Abstraktion findet er einen authentischen Ausdruck und die Befreiung von der realitätsgebundenen Darstellung des Sichtbaren - vor allem aber von den Zwängen des Sozialistischen Realismus.

Allgemeingültige Bildformeln: das StandART-System
Penck emanzipiert sich durch die Erschaffung eines persönlichen Referenzsystems, in das neben künstlerische und gesellschaftliche Fragestellungen auch Ideen aus Philosophie, Naturwissenschaft, Informationstheorie und Technik einfließen. Vor allem sein Interesse für Physik, speziell die Mechanik, äußert sich in Aufzeichnungen mit grafischen Darstellungen von Vektoren, Maßeinteilungen und sich durchdringenden Kraftfeldern. Penck vertritt den Anspruch, mit seiner Kunst Wissenschaft zu betreiben und komplizierte Sachverhalte mit der größtmöglichen Klarheit darzustellen. Allerdings stehen weniger Maschinen, sondern der Mensch in seinen Beziehungen und sozialen Strukturen im Mittelpunkt von Pencks Bildforschungen.
Mit der Reduktion auf einfache geometrische Formen und Vektoren entwickelt Penck jene zum Inbegriff seiner Kunst gewordenen Chiffren und Strichfiguren, die das "standardisierte" Vokabular seines "StandART"-Systems bestimmen. "Ein Standart ist ein Bild nur dann, wenn es in seiner Struktur so einfach ist, dass jeder es perzipieren und imitieren kann... Verkehrszeichen, Warenzeichen, Schilder gehören zu Standart. Ich wiederhole: nicht die Primitivität ist Kennzeichen eines Standart, sondern der operationelle Zugriff hinsichtlich der tatsächlichen Perzeption und Imitation eines Standart-Bildes." (A.R Penck zit. nach A.R.Penck: Was ist Standart, Köln, New York 1970, o.S.)

Kämpferische Soldatengestalt
A.R. Penck, gegen den 1962 ein Ausstellungsverbot verhängt wurde, unterhält bis zu seiner Ausbürgerung 1980 enge Verbindungen zur westdeutschen Kunstszene. Eine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen und weitreichenden internationalen Verbreitung seines Werks kommt seinem Freund und Galeristen Michael Werner zu. In dessen Kölner Galerie wird "The Future of the Soldier" (1985) erstmals ausgestellt. Das Gemälde besticht durch die charakteristische Zeichenhaftigkeit der versammelten Bildelemente und eine stark kontrastierende Farbgebung. In die flüssige Malmaterie des grauen Untergrunds sind spontane Linien skizziert, dadurch mutet dieser wie ein Palimpsest vergangener Spuren an. Runde, sowie drei- vier und fünfeckige (Ur-)Formen in Braun und Schwarz sind darauf flächig angeordnet. Aus diesem gedämpften Farbspektrum, das Erde und Steine bezeichnet, tritt in loderndem Feuerrot ein Strichmännchen in kämpferischer Körperhaltung hervor, gerüstet mit einem langen Speer und einer Kugel, vielleicht als ikonografischer Verweis auf Darstellungen des Jüngsten Gerichts und Christus als Weltenherrscher.

Schaubild der Systemkritik?
Der Speer, dessen Spitzen hier in entgegengesetzte Richtungen weisen, korrespondiert in Form und Farbe mit den umgekehrten Ausrufezeichen am linken Bildrand. Die Verbindung Speer-Pfeil- Ausrufezeichen, aber auch von Polygonen-Steinen verdeutlicht Pencks visuelles Denken: die Welt und ihre Konflikte, etwa zwischen Ost und Westdeutschland schematisch wie auf einem Schaubild zu beschreiben. So erscheint sein stark stilisierter Protagonist als Verkörperung von Widerstand und Wehrhaftigkeit. A.R. Penck begreift den Menschen als Teil eines universellen Beziehungsgefüges, das die Gesellschaft und Umwelt einschließt. Seine subjektiven "Welt- und Systembilder", sowie "Erlebnisräume" sind Veranschaulichungen von (Spannungs-)Verhältnissen und "Haltungsabhängigkeiten": etwa zwischen Individuum und Kollektiv, zwischen Figur und Grund. Als phänomenologisch motivierte Übersichten erlangen sie schließlich Allgemeingültigkeit.
Bettina Haiss.

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541. Modern | Post War | Contemporary | Galerie Thomas | The Jagdfeld Collection,
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