1894 Elberfeld/Wuppertal - 1940 Combiègne bei Laon
Modern | Post War | Contemporary | Galerie Thomas | The Jagdfeld Collection
am
03.12.2025,
Los
15
Taxe: € 70.000
Ergebnis: €
191.400
(inkl. Aufgeld)
GROSSBERG, CARL
1894 Elberfeld/Wuppertal - 1940 Combiègne bei Laon
Titel: Festung Marienberg bei Würzburg.
Datierung: 1934.
Technik: Öl auf Leinwand.
Montierung: Auf Holz aufgezogen.
Maße: 72,5 x 89,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten links: Carl Grossberg 1934. Nochmals (abweichend) datiert, bezeichnet und betitelt auf Etikett verso: 1935 G653 Festung Marienberg bei Würzburg.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Für das hier angebotene Gemälde liegt eine Leihanfrage des Museums im Kulturspeicher Würzburg für die geplante Retrospektive "Carl Grossberg. Sachlich - magisch - visionär", vom 26.9.2026 bis 17.1.2027, vor.
Provenienz:
- Galerie Nierendorf, Berlin (direkt vom Künstler)
- Ministerium für Volksbildung und Kultur (1935 von Vorheriger erworben)
- Kunsthandel Ulrich Gronert, Berlin
- Privatsammlung Norddeutschland
Literatur:
- Hamburger, Dietlinde (Hrsg.): Carl Grossberg: Industrie und Imagination in der Malerei der neuen Sachlichkeit, Dissertation, Kassel 1990, WVZ.-Nr. G77
- Carl Grossberg: ein herausragender Vertreter der Neuen Sachlichkeit
- Seltenes Würzburger Motiv aus den frühen 1930er Jahren
- Strenge Gestaltung und stille Poesie verschmelzen zu einem eindrucksvollen Bild
Eine konzentrierte Schaffensphase
Carl Grossberg zählt zu den profiliertesten Vertretern der Neuen Sachlichkeit.
Sein malerisches Werk, entstanden in einer konzentrierten Schaffensphase von nur 15 Jahren, fasziniert durch streng komponierte, fast durchweg menschenleere Szenarien moderner Industrie- und Stadtlandschaften: Fabrikhallen, Maschinensäle, Turbinen, Kühltürme, Walzwerke und Bohrmaschinen sowie Straßenfluchten, Dörfer, Brücken und urbane Architekturen. Mit großer Klarheit und formaler Strenge hält Grossberg den tiefgreifenden technisch-industriellen Wandel der frühen Moderne in seinem Oeuvre fest. Expressionistisches Pathos tritt zurück zugunsten einer präzisen, schnörkellosen Bildsprache, in der jegliche Spuren des Malprozesses getilgt sind - kühl in der Oberfläche, doch von einer zurückhaltenden Eleganz und subtilen Schönheit durchdrungen.
Stationen des künstlerischen Werdegangs
Der gebürtige Elberfelder beginnt 1913 ein Studium der Architektur an den technischen Hochschulen Aachen und Darmstadt, bevor er zum Militär eingezogen wird. Gezeichnet von den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs kehrt Carl Grossberg 1919 zurück und nimmt zunächst ein Studium an der Weimarer Kunstakademie auf, bevor er an das neu gegründete Staatliche Bauhaus wechselt. Dort wird Lyonel Feininger zu seinem prägendsten Lehrer. 1921 soll ihn sein Weg eigentlich nach Italien führen, wo er sich Anregungen für seine Bildfindungen erhofft, doch das Schicksal hat anderes mit ihm vor: Seine Reise endet im Fränkischen, wo er in Sommershausen bei Würzburg seine spätere Frau, die Geigerin Mathilde Schwarz, kennenlernt und den mittelalterlichen Flurer Turm als Wohnhaus ausbaut.
Neben seinen Industriebildern und Stadtveduten, die mit puristischer Klarheit und beeindruckender topografischer Präzision überzeugen, erschafft er surreale, traumhafte Welten, die an die geheimnisvolle Pittura metafisica erinnern. Ab 1933 verfolgt der Künstler die ambitionierte Idee seines "Industrieplans" - ein umfassender Gemäldezyklus, der die bedeutendsten Industriebetriebe Deutschlands darstellen sollte, jedoch nie realisiert wird.
Architektonische Kraft in strenger Komposition
Die "Festung Marienberg bei Würzburg" von 1934 zählt zu den späten und zugleich markanten Arbeiten von Carl Grossberg. Das zartfarbige Ölgemälde präsentiert das Wahrzeichen der Stadt als stilisierten Baukörper, der sich kraftvoll über einer ruhig strukturierten Stadtsilhouette erhebt. Im Vordergrund durchzieht die Alte Mainbrücke mit ihren charakteristischen Bögen und barocken Statuen das Bild - tiefe Verschattungen und Spiegelungen im Wasser formen ein rhythmisches, fast abstrakt anmutendes Spiel aus schwungvollen Linien und prägnanten Flächen, die dem Motiv eine stille Erhabenheit verleihen. Zwischen kompositorischer Strenge und meditativer Ruhe entfaltet sich in diesem Gemälde eine zeitlose Monumentalität - klar, kühl, präzise und doch von einer leisen Poesie durchdrungen.
Doris Hansmann.
Robert van den Valentyn
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