Felix Nussbaum - Stillleben mit Maske und Pullover, 80801-2, Van Ham Kunstauktionen
Felix Nussbaum: Stillleben mit Maske und Pullover aus unserer Rubrik: Mod. Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle
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Felix Nussbaum - Stillleben mit Maske und Pullover

1904 Osnabrück - 1944 Auschwitz

Modern | Post War | Contemporary | Galerie Thomas | The Jagdfeld Collection
am 03.12.2025, Los 12
Taxe: € 100.000
Ergebnis: € 217.800
(inkl. Aufgeld)

NUSSBAUM, FELIX
1904 Osnabrück - 1944 Auschwitz

Titel: Stillleben mit Maske und Pullover.
Datierung: 1935.
Technik: Öl auf Leinwand.
Montierung: Doubliert.
Maße: 47,5 x 65cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert unten mittig: Felix Nussbaum 1935.
Rahmen/Sockel: Rahmen.


Das Gemälde ist im Felix Nussbaum Archiv registriert. Es wird in dem in Bearbeitung befindlichen Online-Werkverzeichnis Felix Nussbaum unter der WVZ.-Nr. 215 geführt. Wir danken Frau Anne Sibylle Schwetter, Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück, für die freundliche wissenschaftliche Unterstützung.

Für das hier angebotene Gemälde liegt eine Leihanfrage des Felix-Nussbaum-Hauses Osnabrück für die geplante Ausstellung "Felix Nussbaum. Maskeraden" von November 2026 bis April 2027 vor.

Provenienz:
- Privatsammlung Belgien
- Auktionshaus Lempertz, Köln, 788. Auktion, 7.6.2000, Lot 15 (Aufkleber)
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

- Ebenso humorvolles wie unheilvolles Stillleben, dass Nussbaums Zukunftsangst im belgischen Exil in Ostende widerspiegelt
- Nussbaums intimen und zeitkritischen Werke nehmen in der Kunstgeschichte eine Sonderstellung ein
- Gemälde dieser Qualität werden nur selten auf dem Auktionsmarkt angeboten



Ein kurioses Arrangement?
Auf den ersten Blick hat der Künstler hier, mit einer gehörigen Portion Humor, ein freundliches Stillleben arrangiert: eine irdene, hohe Schnapsflasche, eine Uhr, ein weißer Teller, auf dem eine Pfeife und eine Zitrone liegen, dahinter eine schwarze (Tinten-?) Flasche.

Dies alles sind in Stillleben durchaus vertraute Elemente. Beherrscht wird die Komposition aber von einem, auf einem Kleiderbügel hängenden, hellblauen Damen-Oberteil mit kurzen Ärmeln, in dessen Ausschnitt die karikaturhaft überzeichnete Maske einer Person of Color platziert ist. Auf den Kopf hat man dieser Maske auch noch ein blaues Tuch mit weißen Tupfen gelegt, was die Absurdität der Gestalt weiter steigert - zumal die Schattierungen des Kleidungsstücks, der leicht erhobene linke Ärmel und der flattrig auslaufende Saum, Lebendigkeit suggerieren.
Ein glatt aufgehängtes, kariertes Geschirrtuch wird auf der linken Seite des Bildes wie ein Paravent zum Hintergrund. Auf der rechten Seite werden die Gegenstände auf dem Tisch von einer dunkelgrünen Tapete hinterfangen.
Eine ungeheure Intensität geht von dieser Komposition aus. Längeres Betrachten bringt Unklarheiten zutage: Worauf steht die Schnapsflasche am linken Bildrand? Wie spät ist es auf der Uhr, deren Zeiger fast gleich lang erscheinen? Steht auf dem Tisch wirklich eine schwarze Flasche, oder ist es eher eine erloschene kleine Laterne? Und alle Gegenstände werden aufgeladen durch das grotesk, aber auch unheimlich wirkende "Masken-Wesen".

Gemalt im Exil
Als der dreißigjährige Felix Nussbaum dieses Gemälde 1935 malt, ist er, aufgrund seiner jüdischen Religionszugehörigkeit, ein Exilant in Ostende. An der Berliner Akademie der Künste ausgebildet, zuletzt als Meisterschüler Hans Meids, und stark beeinflusst von Carl Hofer, hatten sich Ende der 1920er Jahre erste Erfolge eingestellt. 1932 erlangt er ein Arbeitsstipendium für die Villa Massimo in Rom. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, der Malerin Felka Platek, wird er dort von der Machtergreifung der Nationalsozialisten erfasst. Sein Stipendium endet nach einer Streiterei sofort und nach Stationen in Italien und Frankreich landet das Paar 1935 im belgischen Ostende. Felix Nussbaum kennt die Stadt von früheren Reisen, hier hat er Freunde. Mit einem Touristenvisum, das aber jegliche Erwerbsarbeit ausschließt, sind ihm nur der Aufenthalt und das Studium der Kunst erlaubt. Um eine Verlängerung des Visums und eine Eintragung ins Fremdenregister zu erlangen, schreibt unter anderem James Ensor, den Nussbaum schon länger kennt, ein Gutachten über seine Malerei. Aber die Geschichte wird kein gutes Ende nehmen. Aus einer ersten Verhaftung und Internierung 1940 kann Felix Nussbaum noch fliehen und untertauchen, im Sommer 1944 wird er jedoch denunziert und in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert, wo er, wohl am 31.7.1944, umkommt.

Chiffren, Symbole und Metaphern
Vor diesem biographischen Hintergrund erlangt das subtil Vage, Beklemmende und Interpretation-Fordernde des "Stilllebens mit Maske" eine noch stärkere Intensität. Felix Nussbaums Oeuvre ist voller wiederkehrender, nicht leicht zu entschlüsselnder Motive. Gerade im Jahr 1935 setzt er wiederholt Masken in seinen Kompositionen ein. Sich zu verbergen, Identitäten zu wechseln, ist für einen verfolgten Menschen Teil des Überlebens. Hinter der hier gezeigten Maske kann sich der bedrohte Jude aber nicht verstecken, entlarvt die Hautfarbe und die rassistische Darstellung ihren Träger doch sofort. Genau diese Maske hat Felix Nussbaum im selben Jahr auch in einem anderen Stillleben eingesetzt. (Abb. 1)
Im endlosen Warten und Nichts-Tun-Können verliert die genaue Uhrzeit ihre Bedeutung. Eine Zitrone mag an die zurückliegende, zunächst schöne Zeit in Italien erinnern. Die haltlos schwebende Schnapsflasche mit dem leicht schrägen Korken zeigt eine andere Möglichkeit des Eskapismus auf. Das in Felix Nussbaums Werk immer wiederkehrende, karierte Geschirrhandtuch ist nicht wirklich gedeutet. Einen Hinweis mag aber die Erinnerung einer Cousine Felix Nussbaums geben, die den Holocaust überlebte: "Ein Küchenhandtuch, wie es so nur in Deutschland verbreitet ist, hatten wir immer dabei, [.] auch wenn man es nur [.] über einem Koffer ausbreitete, vermittelte es ein bisschen Häuslichkeit" (Auguste Moses zit. nach: Junk, Peter/Zimmer, Wendelin: Felix Nussbaum, 1904 - 1944, Die Biographie, (i.d. Reihe: Ortswechsel, Fluchtpunkte), Osnabrück/Bramsche, 2008, S. 192) So mag das auch hier eingesetzte Requisit neben der verbleibenden Ordnung in einer chaotischen Lebensphase auch konkret für die verlorene Heimat stehen.
Alexandra Bresges-Jung.

Profilbild Robert van den Valentyn

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