1836 Grenoble - 1904 Buré
Fine Art
am
21.11.2025,
Los
1192
Taxe: € 40.000
Ergebnis: €
66.000
(inkl. Aufgeld)
FANTIN-LATOUR, HENRI1836 Grenoble - 1904 Buré
Titel: Fleurs.
Chrysanthemen in einem Glas.
Datierung: 1861.
Technik: Öl auf Leinwand.
Montierung: Doubliert.
Maße: 26 x 24,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert oben rechts: "Fantin / 1861 Sept".
Rahmen: Rahmen.
Rückseitig:
Auf dem Keilrahmen Sammlungs- und Ausstellungsetiketten, u.a. "Collectie B. Meijer, Wassenaar, Nr. 463".
Literatur:
Floury, H. (Hrsg.): Catalogue de l'Oeuvre complet de Fantin Latour, Paris 1911, S. 14, WVZ-Nr. 85.
Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland;
Kunsthandel E.J. van Wisselingh, Amsterdam;
Sammlung van Beuningen-van Fentener, Vlissingen;
Kunsthandel E.J. van Wisselingh & Co., Amsterdam;
Sammlung E. Bigou, Paris;
Sammlung F.J. Tempelaere, Paris;
Sammlung Rosenthal, Paris;
Sammlung A.M. Ottin.
Unser fein komponiertes Stillleben ist ein Paradebeispiel für die Kunst Henri Fantin-Latours: Drei weiße Chrysanthemen und ein violetter Salbeizweig, zurückhaltend inszeniert in einem Glasgefäß, vor dunklem Hintergrund. Das Licht fällt auf die Blütenköpfe und hebt sie aus dem Schwarz hervor wie ein Spotlight auf einer Bühne. Die Komposition wirkt fotografisch präzise und dennoch lebt sie von der Malerei: vom feinen Pinselduktus, vom changierenden Licht, vom subtilen Spiel zwischen Oberfläche und unergründlicher Tiefe.
In seiner stillen Intensität steht dieses Werk exemplarisch für das, was Fantin-Latour ausmacht - und warum seine Stillleben bis heute so geschätzt sind.
Henri Fantin-Latour zählt zu den stilleren, aber eindrucksvoll konsequenten Künstlerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Zeitlich ist er eingebettet in eine Ära des radikalen Umbruchs: Während in Frankreich der Impressionismus entsteht und seine Zeitgenossen das flüchtige Licht jagen, geht Fantin-Latour einen eigenen Weg. Er suchte nach dem bleibenden Moment, nach Stille, Tiefe und innerer Konzentration.
Ausgebildet an der École des Beaux-Arts in Paris, bewegt sich Fantin-Latour früh im intellektuellen Kreis der Pariser Kunstszene. Er pflegt enge Freundschaften mit Künstlern wie Édouard Manet, Edgar Degas oder James McNeill Whistler, ohne sich stilistisch deren Bewegungen anzuschließen. Während Manet und die Impressionisten das Licht und die flüchtige Wahrnehmung feiern, bleibt Fantin-Latour einem idealistisch geprägten Realismus verpflichtet.
Ab den 1870er Jahren wendet sich der Künstler zunehmend auch dem Symbolismus zu, besonders in seinen späteren, oft traumähnlichen Lithografien, die von Musik, insbesondere von Richard Wagner, und Literatur inspiriert sind. Hier zeigt sich seine Affinität zu einer geistigen Welt jenseits des Sichtbaren; eine Tendenz, die ihn mit Symbolisten wie Gustave Moreau oder Odilon Redon verbindet.
Trotz - oder gerade aufgrund - seiner stillen Radikalität war Fantin-Latour sowohl in Frankreich als auch in England, wo seine Stillleben besonders geschätzt wurden, zu Lebzeiten erfolgreich. Heute wird sein Oeuvre wieder verstärkt als Bindeglied zwischen akademischer Tradition, realistischer Beobachtung und symbolistischer Innerlichkeit erkannt.
Es lässt sich grob in zwei Hauptbereiche gliedern: die Blumenstillleben, für die er bis heute bekannt ist, und die Porträts und Gruppenbilder seiner Zeitgenossen, darunter die legendäre Komposition "Un atelier aux Batignolles" aus dem Jahr 1870. Das Werk, das Manet, Renoir, Monet und weitere Zeitgenossen im Atelier zeigt, gilt als visuelles Gruppenporträt der französischen Moderne, das symbolisch den Anbruch einer neuen Kunstepoche darstellt.
In beiden Genres verbindet Fantin-Latour äußerste Präzision mit psychologischer Tiefe. Seine Porträts erfassen nicht nur die Physiognomie, sondern das geistige Klima einer ganzen Generation von Künstlern, Schriftstellern und Musikern. Seine Stillleben hingegen sind mehr als botanische Studien: Sie sind stille Räume, geprägt von Konzentration und fast spiritueller Ruhe.
Das hier vorgestellte Gemälde zeigt, wie Fantin-Latour aus dem Einfachen das Bedeutende formt. Seine zurückhaltende Farbigkeit, das Spiel aus Licht und Dunkel und die fast meditative Atmosphäre machen dieses Stillleben zu einem Werk von zeitloser Präsenz. Fantin-Latour ging es nicht um dekorative Effekte. Seine Stillleben sind stille Meditationen über Schönheit, Vergänglichkeit und das, was bleibt.
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540. Fine Art,
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