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Katalog 315 Alte Kunst

Hackert, Jakob Philipp 1737 Prenzlau - 1807 Florenz 701 | $ 10.320 - 12.900 / € 8.000 - 10.000 „Die vier kleinformatigen Bilder (gemeint sind die unter Lot 701 Zwei Gouachen: und 702 aufgeteilten vier Aquarelle) belegen Hackerts künstleri- Blick auf das Château Gaillard. Signiert und datiert jeweils unten sche Reife bereits im Jahr 1766. Sie bestechen durch die schein- mittig: J.P. Hackert 1766. Aquarell und Gouache auf Papier. bare Spontaneität in der Verwendung des Pinsels die den Be- Kaschiert. 17 x 23cm. Rahmen. trachter zu der Annahme verleiten könnte, die Ansichten seien in freier Natur entstanden. Diesem sicherlich nicht unbeabsichtigten Provenienz: Eindruck steht das sorgfältig durchdachte Kompositionsschema Sammlung Schwarz-Liebermann, Rheinbreitbach. der beiden jeweiligen Pendants entgegen. Hängt man die erste Diese Sammlung lässt sich zurückführen bis zu Anna Magdalene Ansicht des Château Gaillard links neben die zweite, so bilden Schwarz, genannt Eleonore (um 1752 - nach 1806), Nichte von die beiden Landschaften eine formale Einheit; die beiden Archi- Hackerts erstem Gönner Friedrich von Olthoff und Brieffreundin tekturen rahmen jeweils die äußeren Bildränder, während sich im Hackerts. Vordergrund eine reiche Vegetation, Bühne für die Konversation der Landleute, entfaltet. In der Ferne erblickt man jeweils das Literatur: stille Flusstal, in dem die beiden Kirchtürme optische Haltepunkte - Lohse, Bruno: Jakob Philipp Hackert, Leben und Anfänge seiner vorgeben.“ Kunst. Emsdetten 1936, S. 90f, Nr. 94-97; - Nordhoff, Claudia und Reimer, Hans: Jakob Philipp Hackert Zur Provenienz der Blätter aus der Sammlung Schwarz-Lieber- 1737-1807. Verzeichnis seiner Werke, Band II, Berlin 1994, mann in Rheinbreitbach führt Nordhoff u.a. aus: Nr. 19 und 416. „Nehmen die vier Bilder folglich bereits aus künstlerischen Grün- den eine wichtige Stellung in Hackerts in Frankreich entstan- Gutachten: denem Frühwerk ein, so zeichnen sie sich weiterhin durch ihre Dr. Claudia Nordhoff, Rom 27. August 2012. Provenienz aus, die sich bis zum Künstler selbst zurückführen lässt. ... Nach seinem Aufenthalt in Stralsund in den Jahren 1762-65 bei Tatsächlich war Werner Schwarz ein Nachfahre von Hackerts Ju- seinem Förderer, dem Regierungsrat Adolf Friedrich von Olthoff gendfreundin Anna Magdalene Schwarz, genannt Eleonore (um (1718-1793) reiste Hackert als Lehrer mit dessen Neffen An- 1752-nach 1806), geborene Stegemann, Nichte von Hackerts ton Dunker (1746-1807) nach Nordfrankreich und Paris. Dort erstem Gönner, dem Regierungsrat Friedrich von Olthof darge- sammelte er in seinen Skizzenbüchern zahlreiche Landschaften stellt hat Hackert seine Jungendfreundin auf dem als Lot 700 und Ansichten, die später die Grundlage für seine erfolgreichen angebotenen Blatt! Anm. VAN HAM. Hackert lernte sie 1763 Gemälde bilden. Besonders seine kleinformatigen Landschafts- auf Rügen kennen und blieb mit ihr zeitlebens in Briefkontakt; aufnahmen fanden großen Anklang, nicht nur im gehobenen allerdings ist nur ein Brief des Künstlers an seine Jugendfreundin, Pariser Bürgertum. datierend vom 29. März 1806, erhalten ... Claudia Nordhoff identifiziert das Motiv der beiden hier vorlie- Bei den hier vorliegenden vier Bildern handelt es sich um eine genden Blätter als die Landschaft um Château Gaillard in der wichtige Bereicherung von Hackerts bislang bekanntem Oeuvre Normandie und verweist auf die Vorzeichnungen in Hackerts der französischen Jahre. Auf Grund ihrer fast lückenlos zu re- Skizzenbuch. konstruierenden Provenienz sind sie von großer Bedeutung und nehmen daher eine besondere Stellung in Hackerts Werk ein.“ 136


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