Klassizismus

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Der Klassizismus beschreibt eine Stilblüte des 18. Jahrhunderts, in der antikisierende Vorbilder wiederentdeckt wurden. Die Antike, als vorabsolutistische Zeit, geprägt durch Demokratie und Vollkommenheit, die in Maß und Zahl berechnet werden konnte, stand einem blumigen und höfischen Rokoko entgegen. Die neu gesuchte Schlichtheit und Vollkommenheit ließ jedoch nicht gänzlich von höfischen Vorstellungen ab, die sich nicht zuletzt auch in den Schmuckstücken der Epoche zeigen. Es war eine Zeit des Überflusses, der Adel, ein erstarktes Bildungsbürgertum und ein Finanzsektor konkurrierten miteinander und suchten immer wieder nach neuen Formen, um sich voneinander abzuheben.

Die Schmuckstücke sind oft gänzlich von Hand gefertigt, so dass geschliffene Steine und Diamanten uns heutzutage ein wenig rau erscheinen. Ebenso sind die Schliffe oft nicht auf Brillanz ausgelegt um einfallendes Licht zu reflektieren, sondern auf großflächigere Facetten, wie Rosenschliffe, die dämmerndes Kerzenlicht zurückwerfen. Meistens wurden Diamanten und Farbsteine mit Folien hinterlegt, die Farbe und Strahlkraft der Steine erhöhen sollten. Daher sind die Fassungen der Schmuckstücke oft sehr geschlossen und massiv.

Auch die Reinheit von Metallen ist nicht Bewertungskriterium in dieser Epoche. Oft wurde Silber den Goldlegierungen hinzugefügt, Punzen existieren nicht für Reinheitsgebote und da Frankreich und Deutschland Kriege damit finanzierten, indem sie ihre Bürgerinnen und Bürgern das Gold abnahmen, haben wir es oft mit Schmuckstücken zu tun, die anderen Kriterien unterliegen. Eisenschmuckstücke, die als „Fer de Berlin“ berühmt wurden, zeugen von dieser Praxis Gold zu Kriegsdiensten zu stiften. Häufig sind diese feinen Nachformungen der ehemaligen Goldschmuckstücke graviert mit: „Gold gab ich für Eisen.“

Wie alle Gestaltungsformen des 18. Jahrhunderts ist auch die Juwelierskunst sehr feminin. Blumen, Federn, Vögel, und symbolhafte Augen oder Portraitminiaturen prangen auf den Schmuckstücken, die persönlichen Charakter durch Haarlocken von geliebten Mitmenschen beinhalten können. Der Schmuck begleitet den Alltag, Liebes- und Trauerschmuck bilden die Lebenswirklichkeiten ihrer Trägerinnen und Träger ab.