1932 Dresden
Modern | Post War | Contemporary | Galerie Thomas | The Jagdfeld Collection
am
03.12.2025,
Los
33
Taxe: € 80.000
Ergebnis: €
118.800
(inkl. Aufgeld)
RICHTER, GERHARD
1932 Dresden
Titel: Farbfelder. 6 Anordnungen von 1260 Farben.
Untertitel: Vollständiges Mappenwerk von sechs Druckgrafiken.
Datierung: 1974.
Technik: Jeweils: Offset auf weißem Karton.
Darstellungsmaß: 62,5 x 77,5cm
Blattmaß: 64,5 x 79cm.
Bezeichnung: Jeweils bezeichnet, nummeriert, signiert und datiert.
Herausgeber: Galerie Heiner Friedrich, München (Hrsg.).
Exemplar: 21/32.
Rahmen: Jeweils Rahmen. Im Rahmen beschrieben.
Das Mappenwerk ist auf der offiziellen Internetseite des Künstlers unter den Editionen gelistet. (www.gerhard-richter.com)
Provenienz:
- Villa Grisebach, 268. Auktion, 2.12.2016, Lot 845 (Aufkleber)
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Literatur:
- Butin, Hubertus/Gronert, Stefan/Olbricht, Thomas (Hrsg.): Gerhard Richter - Editions
1965-2013, Ostfildern/Köln 2013, WVZ.-Nr. 51, S. 215, Abb.
- Eine der bedeutendsten Editionen Gerhard Richters
- Serielle Anordnung durch Zufallsprinzip sorgt für Ruhe und Unruhe in der Betrachtung
- Komplette Mappen werden selten auf dem Auktionsmarkt angeboten
Der Zufall als bildkonstituierendes Prinzip
Die 1974 produzierte Mappe "Farbfelder. 6 Anordnungen von 1260 Farben" ist eine der bedeutendsten Editionen Gerhard Richters.
Die sechs Offsetdrucke enthalten als Motiv jeweils 1260 Farben in Form von kleinen, horizontal und vertikal angeordneten Rechtecken, wobei jedes Blatt eine andere Verteilung der Farbtöne zeigt. Der Künstler hat bei der Festlegung der Farben keinerlei Subjektivität zugelassen, sondern vielmehr den Zufall als bildkonstituierendes Prinzip eingesetzt. Denn die Farbzusammensetzungen wurden ausgelost, indem er für jedes Kästchen drei Papierzettel mit den Ziffern eins bis neun aus einem Topf zog. Die auf diese Weise generierten Zahlen geben die verschiedenen Anteile der drei Primärfarben an; zum Beispiel bedeutet 482 beim Drucken das Mischungsverhältnis vier Teile Blau, acht Teile Rot und zwei Teile Gelb. Das Auslosen als Zufallsgenerator verhindert zwangsläufig eine Ordnung nach den Abstufungen eines Farbspektrums oder nach intendierten kompositorischen Kontrasten. Stattdessen weist die Farbgebung ein bewusst organisiertes Chaos im Sinne eines Zustands höchster Unordnung auf.
Ordnung und Unordnung
Neben dem Zufall ist das Prinzip des Seriellen als Wiederholung des Gleichen die zweite grundlegende Kategorie, welche die "Farbfelder" charakterisiert. Die Blätter weisen eine strenge Bildorganisation auf, der ein serielles und symmetrisches Ordnungsprinzip zugrunde liegt: Die rechtwinklige Anordnung der Farbkästchen mit weißen Zwischenräumen bildet eine gleichmäßige Rasterstruktur. Dabei stehen alle bildnerischen Elemente in einem egalitären Verhältnis zueinander, denn sie sind prinzipiell nicht nur gleichförmig, sondern auch völlig gleichwertig. Während die Rechtecke durch das Raster also ein Höchstmaß an Ordnung zeigen, vermittelt sich die Verteilung der Farben als ein Höchstmaß an Unordnung. Richters Grafikmappe ist somit geradezu ein Musterbeispiel für eine hierarchielose Sprache der Kunst.
Hubertus Butin
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