1932 Dresden
Modern | Post War | Contemporary | Galerie Thomas | The Jagdfeld Collection
am
03.12.2025,
Los
37
Taxe: € 40.000
Ergebnis: €
66.000
(inkl. Aufgeld)
RICHTER, GERHARD
1932 Dresden
Titel: Goldberg-Variationen.
Datierung: 1984.
Technik: Mit Ölfarbe einseitig übermalte Schallplatte zu Bachs Goldberg Variationen (eingespielt von Glenn Gould 1982).
Durchmesser 30,1cm.
Bezeichnung: Nummeriert, signiert und datiert auf dem Label verso: 1/100 Richter 84.
Exemplar: 1/100.
Sockel/Rahmen: Rahmen.
Der Arbeit beiligend ist die originale Schallplattenhülle. Die bemalte Schallplatte ist Richters Beitrag zu der vom Museumsverein Mönchengladbach herausgegebenen Mappe "Hommage à Cladders", die Editionen von 18 Künstlern enthält. 50 Exemplare der Auflage wurden im Mappenwerk herausgegeben, weitere 50 Exemplare wurden einzeln verkauft.
Das Werk ist auf der offiziellen Internetseite des Künstlers unter den Editionen gelistet. (www.gerhard-richter.com)
Literatur:
- Butin, Hubertus/Gronert, Stefan/Olbricht, Thomas (Hrsg.): Gerhard Richter - Editions 1965-2013, Ostfildern/Köln 2013, WVZ.-Nr. 60
- Schöne Rakelarbeit auf ungewöhnlichem Bildträger
- Nummer 1 der Auflage und seit jeher in Privatbesitz
- Jedes Werk der Serie ist ein Unikat
- Hommage an Bach und der Interpretation von Glenn Gould
Homage und Destruktion
1984 verwendet Gerhard Richter die legendäre Langspielplatte, die der kanadische Pianist Glenn Gould 1982 mit Johann Sebastian Bachs "Goldberg-Variationen" eingespielt hatte, für seine gleichnamige Edition als Bildträger bzw.
Malgrund. Die Auflage besteht aus einhundert Varianten, die sich als Unikate in Serie bezeichnen lassen, da jedes Exemplar leicht unterschiedlich ist.
Der Künstler trägt zuerst mit einer Rakel gelbe und dann mit einem Pinsel blaue, weiße und rote Ölfarbe auf. Da sich die bemalte Seite der Platte nicht mehr abspielen lässt, deutet dies durchaus auf eine Ambivalenz in der künstlerischen Intention, zumal Richter, als er die Edition fertigt, ein zwiespältiges Verhältnis zu der Musik hat. Bachs berühmte Komposition hat er außerordentlich bewundert und geschätzt, und er hört sie häufig bei seiner Arbeit im Atelier. Doch 1984 schlägt die Bewunderung in Ablehnung um. Am 19. Oktober des Jahres notiert Richter folgenden Gedanken: "Glenn Gould, Goldbergvariationen. Seit einem, zwei Jahren höre ich fast nichts anderes. Was mich zu ärgern anfängt, ist die Vollkommenheit. Diese völlig absurde, langweilige, bösartige Vollkommenheit." Daher kann die malerische Bearbeitung der Schallplatte sowohl als eine Homage an Bach wie auch als eine Destruktion von Goulds Einspielung verstanden werden. Bewunderung und Ablehnung, Wertschätzung und Negation gehen hier Hand in Hand, ohne sich gegenseitig aufzuheben.
Hubertus Butin.
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