1961 Freiburg
Modern | Post War | Contemporary | Galerie Thomas | The Jagdfeld Collection
am
03.12.2025,
Los
39
Taxe: € 80.000
Ergebnis: €
184.800
(inkl. Aufgeld)
GROSSE, KATHARINA
1961 Freiburg
Titel: Ohne Titel.
Datierung: 2009.
Technik: Acryl und Erde auf Leinwand.
Maße: 134,5 x 123,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert verso oben links: K. Grosse 2009. Zudem unten links mit Werkangaben versehen.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Das Werk ist unter der Nummer 2009/1026M im Archiv der Künstlerin erfasst. Wir danken der Wunderblock Stiftung (Archiv Katharina Grosse), Berlin, für die freundliche Unterstützung.
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen
Ausstellungen:
- Galerie nächst St. Stephan, Wien 2009 (Aufkleber)
Literatur:
- Ausst.-Kat. mit Werkliste: Katharina Grosse, Museum Frieder Burda, Baden-Baden 2016, S.114
- Interessante Mehrdimensionalität durch die Verwendung von Sand
- Grosses innovativer Umgang mit Farbe und Techniken hat die Malerei wegweisend verändert
- Grosse zählt derzeit zu den international gefragtesten zeitgenössischen Künstlerinnen
- Die Künstlerin hatte jüngst große Einzelausstellungen in renommierten Museen, u.a. Deichtorhallen, Hamburg, Kunstmuseum Bonn und Hamburger Bahnhof, Berlin
Klare Linien und dynamische Farbfelder
Katharina Grosse zählt zu den gefragtesten Künstlerinnen des globalen Auktionsmarktes und wurde bereits von renommierten Institutionen wie dem Centre Pompidou, der Fondation Louis Vuitton in Paris sowie dem MoMA in New York gezeigt.
Internationale Aufmerksamkeit erhielt sie insbesondere durch ihre raumübergreifenden In-Situ-Arbeiten und ihren exzeptionellen Umgang mit Farbe.
Katharina Grosse versteht Grenzen als dynamische Zonen der Überschneidung und Transformation. Ihre Arbeiten sind darauf ausgerichtet, bestehende räumliche und konzeptuelle Begrenzungen zu überwinden und dadurch den Wahrnehmungsraum zu erweitern. Grenzbereiche erscheinen ihr als Orte erhöhter Intensität, an denen heterogene Interessen, Formen und Bedeutungen aufeinandertreffen und in simultaner Koexistenz erfahrbar werden. In dieser Gleichzeitigkeit des Widersprüchlichen erkennt Grosse ein produktives Paradox, das die Ambivalenz und Vielschichtigkeit von Raum und Wahrnehmung sichtbar macht.
So auch in der unbetitelten Arbeit aus dem Jahr 2009, in der sie die Rezeption von Farbe als Medium hinterfragt. Mithilfe klarer, kraftvoller Farb- und Formkontraste wird Farbe selbst zum raumbeschreibenden und abbildenden Element. Der Hintergrund der Komposition wird von einem dynamischen Rautenmuster geprägt, das sich in vielschichtigen Nuancen zwischen Beige und Magenta horizontal über die Bildfläche legt. Diese feste Struktur tritt in ein spannungsvolles Verhältnis zur darübergelegten, organisch verlaufenden Farbfläche, die sich beinahe patinahaft über das geometrische Muster legt - nicht als glatte Übermalung, sondern in einer rhizomatischen Ausbreitung, die an Wachstumsprozesse erinnert: dezentral, organisch, unvorhersehbar. Neben dem Formkontrast aus Stringenz und Diffusität bestimmen auch die Gegensätze zwischen kühler und warmer Farbgebung sowie zwischen Fläche und Tiefe die aufgeladene visuelle Dynamik des Werks.
Die an den Rändern der organischen Farbfläche eingearbeitete Erde verleiht der Arbeit eine haptische Qualität und erweitert ihre kompositorische Wirkung. Sie fügt dem Werk zugleich einen Hauch von Urbanität hinzu und verankert es im Spannungsfeld zwischen Künstlichkeit und Natürlichkeit. Mithilfe dieser Strukturierung der Bildoberfläche gelingt es Grosse, das klassisch kunsttheoretische Verständnis von Farbe als flächengebundenes Gestaltungsmittel zu hinterfragen und zusätzlich den Aspekt des Organischen zu betonen. Wie bereits Yves Klein in seinen Schwamm- und Kieselreliefs gelingt es auch Katharina Grosse, die Grenzen zwischen Farbe und Fläche sowie zwischen Malerei und Plastik zu verschieben und ihrer eindeutigen Kategorisierung zu entziehen.
Farbe als Kernmedium und Kommunikationsmittel
Das Werk "Ohne Titel" von 2009 steht exemplarisch für jene räumliche Auffassung, die Katharina Grosses Oeuvre prägt. In ihren großformatigen Installationen, wie etwa "Untitled Trumpet" auf der 56. Biennale in Venedig oder "Mumbling Mud" in Guangzhou, löst sie die Malerei von ihrem klassischen Träger, der Leinwand, und überträgt sie in den realen Raum (Abb. 1). Farbe wird dabei zum Mittel räumlicher Erfahrung, das architektonische Strukturen, Objekte und Materialien gleichermaßen einbezieht. Wie in der Arbeit von 2009 entfaltet sich auch in ihren Installationen eine eigentümliche Spannung zwischen Fläche und Raum, Struktur und Auflösung, Ordnung und Wachstum.
Robert van den Valentyn
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